Die Weltpremiere für das Einstiegs-Modell bei E-Fahrzeugen sei für 2027 vorgesehen, teilte der Wolfsburger Autobauer am Dienstag mit. Konzernchef Oliver Blume sagte, es gehe um elektrische Einstiegsmobilität aus Europa für Europa. «Damit verbinden wir ein klares Bekenntnis zum Industriestandort Europa.» Betriebsratschefin Daniela Cavallo sagte, die Arbeitnehmerseite begrüsse die Entscheidung für Elektrofahrzeuge um 20.000 Euro sehr. «Denn gerade auch bei der Elektromobilität muss es der Anspruch des Konzerns bleiben, mit seinen Volumenmarken Einstiegsmodelle am unteren Preisband anzubieten.»
VW liess offen, wo das Auto gebaut werden soll und welche Marke die Federführung haben werde. Das Fahrzeug werde der Markengruppe Core zugeordnet, zu der die Hauptmarke Volkswagen sowie Skoda und Seat/Cupra gehören. Es dürfte zudem nicht in Deutschland gebaut werden. Denkbar sind VW-Standorte in Osteuropa, wie das Skoda-Werk in Bratislava, wo auch die Kleinwagen VW up, Skoda Citigo und Seat Mii vom Band gelaufen waren. Die Produktion dieser Kleinwagen im A-Segment war 2023 eingestellt worden. Auch vom up hatte VW eine elektrische Version im Angebot, die zuletzt auf eine Reichweite von gut 250 Kilometern kam, zum Preis von fast 27.000 Euro. Insidern zufolge soll das nun geplante Fahrzeug eine Reichweite von mehr als 300 Kilometern haben.
VW hat immer wieder betont, sich in der Pflicht zu sehen, günstige Einstiegs-Elektroautos anzubieten. VW-Finanzchef Arno Antlitz etwa hatte zuletzt in einem internen Interview im April betont, dass der Konzern zu seiner Verantwortung stehe, Mobilität für alle anzubieten, auch Elektromobilität. Allerdings müssten dafür die Kosten bei der Herstellung des Produkts passen: Premiumkosten und Mobilität für alle passten nicht zusammen, das gelte insbesondere für die deutschen Werke, in denen derzeit der grösste Teil der Elektroautos gebaut werde. Der ID.2, ein Elektroauto im Preissegment von 25.000 Euro, läuft ab 2026 im Seat-Werk in Spanien vom Band. Insgesamt sind hier zwei Kompaktwagen von VW und Cupra sowie zwei kleinere SUVs von Skoda und VW geplant.
Bei Kleinwagen fallen die Gewinnmargen in der Regel deutlich geringer aus als bei grösseren Fahrzeugen, weil sie kaum weniger in Entwicklung und Produktion kosten, aber zu niedrigeren Preisen verkauft werden. Bei Elektroautos machen sich insbesondere die Kosten für die Batterie bemerkbar, die das kostspieligste Einzelteil im Fahrzeug ist. Volkswagen erhofft sich hier Vorteile von der Einheitszelle, die in den eigenen Fabriken in Salzgitter, Valencia in Spanien sowie St. Thomas in Kanada produziert werden soll.
Bei der Bilanz-Pressekonferenz im März hatte VW-Markenchef Thomas Schäfer gesagt, dass insgesamt vier Optionen zum Bau eines derartigen Fahrzeugs geprüft würden. Intern hatte der VW-Vorstand lange einem gemeinsamen Einstiegsauto mit Renault den Vorzug gegeben. Die Verhandlungen waren aber vor zwei Wochen gescheitert. Ein wichtiger Grund dabei war Insidern zufolge, dass das Fahrzeug bei Renault gebaut werden sollte, während die VW-Werke derzeit ohnehin nicht ausgelastet seien.
Der Wolfsburger Autobauer sieht sich auch angesichts der Konkurrenz aus China unter Druck, günstigere Elektroautos anzubieten. So hatte zuletzt der chinesische Konzern BYD angekündigt, sein Modell Seagull in Europa zum Preis von unter 20.000 Euro auf den Markt bringen zu wollen.
(Reuters)
1 Kommentar
sicher auch wieder überdimensioniert
150 km/h würden genügen