Die Aktie von Lonza sinkt am Montag über 10 Prozent auf 445,40 Franken. Damit löscht die Aktie die gesamte Performance für das Jahr 2023 aus.

Lonza hat am Montagmorgen überraschend den Abgang von CEO Pierre-Alain Ruffieux per Ende September bekannt gegeben. Bis ein Nachfolger gefunden ist, übernimmt Verwaltungsratspräsident Albert Baehny zusätzlich zu seinen bisherigen Aufgaben die operative Leitung ad interim. Das Unternehmen gab keinen Grund für den unerwarteten Abgang an.

Bei Lonza kommt es damit innerhalb von vier Jahren zum vierten Chefwechsel. Ruffieux hatte seinen Posten im November 2020 von Baehny übernommen, der die Aufgabe bereits damals interimistisch bekleidete. Der Ernennung des früheren Roche-Produktionschefs hatte damals die mehr als ein Jahr andauernden Turbulenzen an der Spitze des Unternehmens beendet, nachdem die beiden vorherigen CEOs, Richard Ridinger und Marc Funk, 2019 innerhalb von acht Monaten zurückgetreten waren.

Auch für Analysten kommt der Abgang von Ruffieux überraschend. Der Abtritt und die damit verbundene Unsicherheit werden wahrscheinlich dazu führen, dass die Aktien möglicherweise bis vor dem Kapitalmarkttag am 17. Oktober eine Underperformance aufweisen, schreibt Morgan Stanley. Der jüngste Führungswechsel wird wahrscheinlich "einige Besorgnis im Markt hervorrufen", insbesondere wegen der Tatsache, dass der Kapitalmarkttag so kurz bevorstehe. 

Mitte Juli hatte das Unternehmen zu seinen Halbjahreszahlen die Prognose für das Gesamtjahr gesenkt. So soll die Kern-EBITDA-Marge für das Gesamtjahr nur noch bei 28 bis 29 Prozent, statt bisher bei 30 bis 31 Prozent liegen. Auch die Profitabilität soll nicht nur 2023, sondern auch mittelfristig geringer sein als zuvor prognostiziert. Diese Ankündigung kam nach den zahlreichen Warnungen in der Branche aber nicht überraschend.

«Die letzten Monate waren zweifellos fordernd, aber unser Unternehmen ist weltweit branchenführend und hat viele Möglichkeiten für weiteres Wachstum in allen Geschäftsbereichen», betonte Baehny. In den kommenden Monaten werde er dafür sorgen, dass Lonza optimal positioniert sei, um diese Möglichkeiten zu nutzen. Die mittelfristige Strategie und der Ausblick würden auf einem Investorentag am 17. Oktober dargelegt.

Die vielen Managementwechsel seit 2019 seien bei einem so hochwertigen Unternehmen wie Lonza verwunderlich, erklärte ZKB-Analyst Daniel Buchta. «Zudem offenbart es, dass unter der Oberfläche einiges nicht optimal gelaufen ist.» Lonza dürfte den Kapitalmarkttag im Oktober als Neuanfang nutzen wollen. Ab 2024 und vor allem für die Jahre 2025 bis 2027 erwartet der Analyst wieder deutlich bessere operative Trends.

Wichtig sei nun vor allem, dass eine langfristige Nachfolgelösung gefunden werden könne, schreibt die Bank Vontobel.

(cash/AWP/Reuters/Bloomberg)