Wer 2021 auf die Inhaberaktie von Roche setzte, fuhr um einiges besser als mit dem Genussschein. Während der Genussschein mit einem Plus von fast 23 Prozent aus dem vergangenen Jahr hervorging, liessen sich mit der Inhaberaktie sogar 31 Prozent verdienen.

Wird der Kursunterschied zum Dauerzustand?

Auch in den ersten Wochen dieses Jahres hielt sich die Inhaberaktie (-5,2 Prozent) besser als der Genussschein (-6,2 Prozent). Dadurch ist in den vergangenen etwas mehr als 13 Monaten ein rechnerischer Aufschlag der Inhaberaktie gegenüber dem Genussschein von 29 Franken entstanden.

Mit anderen Worten: Anleger sind bereit, gut 8 Prozent mehr für die Inhaberaktie zu bezahlen. Das überrascht insofern, als dass sich gerade ausländische Grossinvestoren aufgrund der besseren Handelbarkeit vorwiegend im Genussschein bewegen. Die Verlockung, aus der Inhaberaktie in den günstigeren Genussschein umzuschichten, ist gross.

Wie die UBS schreibt, könnte dieses in Anlehnung an den französischen Begriff auch als "Écart" bezeichnete Phänomen bei Roche zum Dauerzustand werden. Allerdings sieht sie dem Ganzen gewisse Grenzen gesetzt. Im Anschluss an die Jahresergebnispräsentation von letzter Woche nimmt die Grossbank bei Roche Gewinnschätzungsreduktionen vor. Darauf abgestützt kürzt sie ihr 12-Monats-Kursziel für den Genussschein um 15 auf 345 Franken. Jenes für die Inhaberaktie wird sogar um 20 auf 380 Franken gekürzt. Am "Neutral" lautenden Anlageurteil hält die Grossbank bei beiden Titelkategorien fest.

Ihres Erachtens haben im Jahresverlauf nur gerade die Studienergebnisse zum Alzheimerwirkstoff Gantenerumab das Zeug, die Kurse zu bewegen. Diese stehen jedoch erst später im Jahr zur Veröffentlichung an. Bis dahin seien mögliche Kurstreiber dünn gesät, wie die UBS weiter schreibt. Sie setzt deshalb auf andere europäische Pharmaaktien.

Rätselraten über die Gründe für dieses Phänomen

Die UBS ist übrigens die einzige Bank, die beim Basler Pharmakonzern sowohl den Genussschein als auch die Inhaberaktie abdeckt. Alle anderen Banken konzentrieren sich auf den beliebteren, weil eben besser handelbaren Genussschein. Interessant wäre es zu wissen, was andere Banken von der Kursdifferenz halten.

Auf mögliche Gründe für den "Écart" der Inhaberaktie gegenüber dem Genussschein angesprochen, erklären sich Beobachter diesen mit Spekulationen, wonach sich das japanische Investmentvehikel Softbank im Sommer 2021 mit umgerechnet gut 5 Milliarden Dollar bei Roche eingekauft haben soll (cash berichtete damals). Vom Genussschein nach oben abzukoppeln begann sich die Inhaberaktie rückblickend aber schon Monate zuvor, nachdem ein Paket im Umfang von 2,5 Millionen Inhaberaktien ausserbörslich den Besitzer gewechselt hatte (der cash Insider) berichtete.

Es bleiben aber bis heute Spekulationen, ob sich die japanische Softbank auch tatsächlich bei Roche eingenistet hat.