Insgesamt erzielte Stadler Rail im Ersthalbjahr einen Umsatz von 1,29 Milliarden Franken. Das ist ein ganz leichtes Plus von 0,3 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Der Betriebsgewinn EBIT sackte indes um 41 Prozent auf 28,2 Millionen Franken ab. Die Betriebsgewinnmarge verschlechterte sich auf 2,2 Prozent von 3,7 Prozent im Vorjahr. Das ist die tiefste Profitabilität seit dem ersten Semester 2020. Stadler hat insbesondere die Erwartungen der Analysten für Betriebsgewinn und EBIT-Marge weit verfehlt.
Zu Buche schlugen höhere Kosten für Entwicklung, Vertrieb und Verwaltung. «Hierbei gilt es zu beachten, dass sich diese Kosten nicht proportional zu den Nettoerlösen entwickeln», schrieb der Konzern. «Diese Aufwendungen beinhalten grösstenteils Fixkosten, während die entsprechenden Umsätze und Deckungsbeiträge aufgrund der Umsatzlegung mit einer mehrjährigen Verzögerung gebucht werden.»
Die Aktie von Stadler Rail sinkt am Mittwoch 5 Prozent auf 26,15 Franken ab. Das ist nahe dem Rekordtief, das im Juni erreicht wurde. Sie hat in diesem Jahr gegen 10 Prozent verloren gegenüber einem Plus von 13 Prozent im Swiss Performance Index.
Die Aktie ist nicht erst seit diesem Jahr sprichwörtlich in der Versenkung verschwunden. Vom Hype um die "Volksaktie" ist nicht mehr viel übrig. Wer nach dem Börsengang von Stadler Rail im April 2019 und besonders rund um das Allzeithoch im November 2019 bei 49 Franken Aktien kaufte, sitzt heute auf ansehnlichen Buchverlusten.
Reingewinn gestiegen
Stadler arbeite gerade Aufträge ab, die vor drei bis vier Jahren zu den damals höheren Kosten und Wechselkursen gebucht worden seien, erklärte Finanzchef Raphael Widmer am Mittwoch in einer Telefonkonferenz: «Jetzt müssen wir die noch rausschwitzen.»
Der andere Grund für die tiefe Profitabilität seien höhere Kosten für Entwicklung, Vertrieb und Verwaltung, die im ersten Halbjahr zu Buche geschlagen hätten. Diese seien Investitionen in die Zukunft, sagte Konzernchef Markus Bernsteiner. Denn für die nächsten zwei Jahre erwarte Stadler einen starken Umsatzanstieg. «Hierfür müssen wir in Vorleistung gehen.» Die Kosten für das Wachstum würden heute schon anfallen, während die Umsätze später hereinkommen würden.
Zudem hatte Stadler Pech mit dem Lieferanten Constellium, der Aluminiumstrukturprofile für Wagenkästen herstellt. Beim Rhone-Hochwasser seien zwei Werke von Constellium im Wallis überschwemmt worden, was zu Produktionsunterbrüchen und Lieferverzögerungen geführt habe. Stadler arbeite nun eng mit Constellium zusammen, um die Produktion im Werk im deutschen Singen hochzufahren, hiess es.
Auftragseingang schwächer
Auch der Auftragseingang war nicht mehr so üppig wie vor einem Jahr. Stadler holte in den ersten sechs Monaten Aufträge in Höhe von 2,5 Milliarden Franken herein. Im Vorjahr hatte ein Riesenauftrag aus Kasachstan den Bestellungseingang auf 4,7 Milliarden Franken anschwellen lassen. Dagegen «kam es im ersten Halbjahr 2024 zu mehreren Verschiebungen von Vertragsunterzeichnungen ins zweite Halbjahr», schrieb Stadler.
Immerhin ist ein Grossauftrag der österreichischen Staatsbahn ÖBB, der im letzten Jahr verschoben worden war, mittlerweile unter Dach und Fach. Der Vertrag über die Lieferung von 47 Fahrzeugen mit einem Wert von 600 Millionen Euro sei unterschrieben, sagte Bernsteiner.
Und der Konzern rechnet mit weiteren Unterschriften. «Wir erwarten ein sehr starkes zweites Halbjahr mit einem Bestellungssteingang von deutlich über 3 Milliarden Franken», sagte Finanzchef Widmer. Damit würde das zweite Halbjahr 2024 deutlich stärker ausfallen als das zweite Halbjahr 2023.
Ziele unverändert
An den bisherigen Finanzzielen hält Stadler fest. Der Konzern erwartet im laufenden Jahr einen Umsatz von 3,5 bis 3,7 Milliarden Franken und eine EBIT-Marge auf einem vergleichbaren Niveau wie 2023 (5,1 Prozent). Für das Gesamtjahr 2024 habe man schon 98 bis 99 Prozent des Umsatzes in den Büchern, sagte Widmer.
Für 2025 seien schon über 90 Prozent des Umsatzes hereingeholt und für 2026 70 bis 80 Prozent, sagte Widmer weiter. Der Stadler-Umsatz soll im nächsten Jahr auf 4,0 und 4,2 Milliarden Franken steigen und im 2026 dann auf 5,0 und 5,5 Milliarden Franken klettern. Bis 2026 soll sich die EBIT-Marge auf 7 bis 8 Prozent verbessern.
(AWP/cash)
3 Kommentare
Ich finde es schon fast etwas beschämend, wie Stadler Rail und damit auch der Patron immer wieder "gute" Gründe für den Misserfolg finden. Wechselkurse, Erbschaftssteuer "die ganz sicher nicht kommen wird", Auftragsverschiebungen, höhere Entwicklungskosten und Ausbauten von Kapazitäten etc. Es ist bemühend all das lesen zu müssen. Aus der sog. Volksaktie "Stadler Rail" ist eine Almosen oder Bettler-Aktie geworden. Fast 50 % weniger als zu Höchststands-Zeiten. Wo sind die "alten" Unternehmer-Patrons die Probleme lösen und nicht "daher-schwafeln." Ich habe "Gott sei Dank" rechtzeitig gemerkt, dass "etwas" nicht stimmen kann bei dieser Firma und bin nur mit einem blauen Auge. davongekommen. Hat bei der Stadler AG, irgend Jemand einmal eine KV-Lehre gemacht? Da hat man wenigstens noch kaufmännisches Rechnen gelernt, ohne Hochschul-Abschluss und vielen Titeln. Was hat die heutige SECO - Chefin und ehemalige Botschafterin in Thailand immer wieder gesagt. "Liefere statt lafere". Da hat sie aber wirklich recht gehabt.
Mit Stadler Rail Aktien hat bisher nur EINER das grosse Geld gemacht: Spuhler himself.
Vielleicht sollte sich Peter Spuhler weniger Sorgen um die Erbschaftssteuer machen und sich auf sein Unternehmen konzentrieren, denn ist gerade dafür verantwortlich, dass durch sein Unternehmen substantiell Vermögen vernichtet werden.