Der oppositionelle Grossaktionär Veraison hat die Beteiligung am belagerten Backwarenhersteller Aryzta substanziell reduziert. Neuerdings hält der für seine aktive Einflussnahme bei Unternehmen berüchtigte Vermögensverwalter noch 4,46 (zuvor 9,81) Prozent. Das geht am Mittwochmorgen aus einer Offenlegungsmeldung an die Schweizer Börse SIX hervor.
Ein lohnendes Abenteuer
Beobachter zeigen sich überrascht, steht doch noch immer eine Barofferte in Höhe von 80 Rappen je Aktie durch den US-Finanzinvestor Elliott im Raum (cash berichtete). Allerdings stellt Veraison in einer Medienmitteilung klar, dass man sich an den Spekulationen zu einer möglichen Übernahme des Backwarenherstellers nicht beteiligen werde. Stattdessen gibt sich der Vermögensverwalter überzeugt, dass der Verwaltungsrat in diesem Zusammenhang die Interessen aller Aktionäre wahrt. Für Veraison dürfte sich das "Abenteuer Aryzta" ausbezahlt haben. Seit dem Einstieg des Vermögensverwalters im Mai dieses Jahres hat sich der Börsenwert in etwa verdoppelt.
Wie die Offenlegungsmeldung weiter verrät, wurde die 5-Prozent-Schwelle bei den Stimmrechten am 7. Dezember unterschritten. Just an diesem Tag bestätigte der Backwarenhersteller, dass seitens des Finanzinvestors Elliott ein verbindliches Angebot vorliege. Beobachtern zufolge reicht die Beteiligungsreduktion zudem auf die Zeit vor der Generalversammlung zurück. Das wiederum deute an, dass es Veraison bei Aryzta von Anfang an bloss ums schnelle Geld ging. Würde der Vermögensverwalter nämlich an einen erfolgreichen Turnaround glauben, wäre er vermutlich in vollem Umfang dabeigeblieben.
Bei der Zürcher Kantonalbank zeigt man sich hingegen nicht überrascht von der Beteiligungsreduktion, zumal die Beteiligung für Veraison nach dem starken Kursanstieg ein gewisses Klumpenrisiko im Portfolio darstellte. Die Zürcher Bank vermutet, dass auch der Vermögensverwalter den Erfolg der Elliott-Offerte als nur gering einschätzt. Um die Erfolgschancen zu erhöhen, müssten die Amerikaner ihr Angebot gemäss Zürcher Kantonalbank auf mindestens einen Franken je Aktie erhöhen. Das Anlageurteil lautet wie bis anhin "Übergewichten".
Aktie einer der diesjährigen Börsenverlierer
Kepler Cheuvreux fühlt sich vom Titelverkauf durch Veraision in der eigenen Einschätzung bestätigt, wonach Aryzta vor einem langen und schwierigen Turnaround-Prozess steht. Rein technisch sei das Elliott-Angebot zwar verfallen. Der Backwarenhersteller selber werde vermutlich aber dennoch eine unabhängige Fairness-Opinion in Auftrag geben. Kepler Cheuvreux stuft die Aktie mit "Reduce" und einem Kursziel von 60 Rappen ein.
Andere Banken sehen in der Beteiligungsreduktion durch Veraison eine Stärkung der Position des neuen Verwaltungsrats um Präsident Urs Jordi. Sie halten alleine schon deshalb einen Verkauf des Unternehmens ins Ausland für wenig wahrscheinlich.
Nachdem die Aryzta-Aktie am Dienstagabend um 2,8 Prozent höher aus dem Handel ging, verliert sie zur Stunde 2,7 Prozent auf 67 Rappen. Trittbrettfahrer von Veraison könnten nun auf den Verkaufsknopf drücken, was der Aktie zusetzen würde, so wird in den Handelsräumen hiesiger Banken befürchtet.
Mit einem Minus von 36 Prozent seit Jahresbeginn zählt die Aryzta-Aktie an der Schweizer Börse SIX noch immer zu den diesjährigen Verlierern.