Der Warenaustausch mit der Volksrepublik - Exporte und Importe zusammen - summierte sich im vergangenen Jahr auf rund 253 Milliarden Euro. Das geht aus Berechnungen der Nachrichtenagentur Reuters auf Basis vorläufiger Daten des Statistischen Bundesamtes hervor.

Damit blieb China zwar das achte Jahr in Folge Handelspartner Nummer eins, allerdings nur noch hauchdünn vor den Vereinigten Staaten: Das Handelsvolumen mit der weltgrössten Volkswirtschaft fiel mit 252,3 Milliarden Euro nur um wenige Hundert Millionen Euro geringer aus. 2023 hatte der Abstand noch rund 50 Milliarden Euro betragen.

«Setzen sich die Handelsentwicklungen des letzten Jahres fort, dann überholen die USA China als wichtigsten deutschen Handelspartner spätestens im Jahr 2025», sagte der Aussenwirtschaftschef der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Volker Treier. «Im Moment deutet sich keine durchgreifende Nachfragesteigerung nach Produkten Made in Germany seitens Chinas an.»

Dass die USA drauf und dran sind, die Volksrepublik vom Thron zu stossen, liegt vor allem an den weiter wachsenden Exporten dorthin. Im vergangenen Jahr wurden Waren «Made in Germany» im Wert von fast 158 Milliarden Euro über den Atlantik geliefert - ein Plus von 1,1 Prozent, während die deutschen Gesamtausfuhren um 1,4 Prozent niedriger ausfielen als 2022. Damit erhöhte sich der US-Anteil an den deutschen Exporten auf rund zehn Prozent.

Weniger Exporte nach China

Die Lieferungen nach China brachen hingegen um fast neun Prozent auf gut 97 Milliarden Euro ein - vor allem die von Autos und chemischen Erzeugnissen, so DIHK-Experte Treier. China produziert inzwischen mit wachsendem Erfolg Elektroautos und tritt zunehmend in Konkurrenz zu den deutschen Herstellern. Die Importe aus der Volksrepublik gaben sogar um fast ein Fünftel auf knapp 156 Milliarden Euro nach. Insbesondere Maschinen und Datenverarbeitungsgeräten sowie elektrische und optische Erzeugnisse aus China seien weniger nachgefragt worden.

Die USA sind seit 2015 der wichtigste Exportmarkt für die deutsche Wirtschaft, die dort enorme Direktinvestitionen getätigt hat. «Die Konjunktur läuft in den USA aktuell deutlich besser als in vielen anderen wichtigen Absatzmärkten der deutschen Wirtschaft, wie beispielsweise den Ländern in der EU», sagte Treier. «Von der Stärke und Attraktivität der US-Wirtschaft profitieren letztlich auch deutsche Exporte.»

Was passiert bei Trump-Comeback

Die Bundesregierung strebt eine grössere Unabhängigkeit der Wirtschaft von China an, auch als Lehre aus der Energiekrise infolge einer starken Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen. Allerdings ist auch der erwartete Aufstieg der USA zum wichtigsten Handelspartner nicht ohne - vor allem, wenn Donald Trump 2025 erneut ins Weisse Haus einziehen sollte. «Trump würde mit grosser Wahrscheinlichkeit an seine 'America-First-Politik' aus der ersten Amtszeit anknüpfen», sagte der Präsident des Bundesverbandes Grosshandel, Aussenhandel, Dienstleistungen (BGA), Dirk Jandura, kürzlich. «In dessen Folge würde er die EU wieder als vermeintlich grössten Widersacher nach China ins Visier nehmen.»

Die DIHK setzt dennoch darauf, die Handels- und Investitionsbeziehungen zu verbessern. Dafür sei etwa der Handels- und Technologierat (TTC) zwischen den USA und der EU ein wichtiges Dialogforum, das unabhängig vom Ausgang der Wahl im November beibehalten werden sollte. «Die deutsche Wirtschaft hofft insbesondere auf die gemeinsame Gestaltung von globalen Standards für Zukunftstechnologien, die für die digitale und grüne Transformation gebraucht werden», sagte Treier. Durch eine engere Zusammenarbeit könnten beide Seiten die Entstehung neuer Handelshemmnisse verhindern. Von hoher Bedeutung seien zudem der Abbau bestehender Zölle und die Schaffung eines umfangreichen und besseren Marktzugangs. 

(Reuters)