Auch in der neuen Börsenwoche blicken die Investoren vor allem auf Nachrichten über die neuen US-Zölle. «Die Anleger werden in diesen Tagen einfach nicht schlau aus der Handelspolitik eines US-Präsidenten Donald Trump», sagt Stratege Jürgen Molnar vom Broker CMC Markets. «Die Börse könnte wie so oft irgendwie mit allem leben, aber nicht mit der ständigen Unsicherheit, welcher Richtungswechsel als nächstes aus dem Weissen Haus verkündet wird.»
Trump erklärte zuletzt, es werde im nächsten Monat keine Ausnahme mehr von den Zöllen auf kanadische und mexikanische Importe für Autos geben. Der Republikaner hatte am Mittwoch Autobauer für einen Monat von Strafzöllen in Höhe von 25 Prozent auf Einfuhren aus Kanada und Mexiko ausgenommen, solange sie bestehende Freihandelsregeln einhalten.
In der abgelaufenen Woche hat der Swiss Market Index (SMI) die 13’000-Punkte-Marke gehalten, und der Swiss Performance Index blieb über 17’000 Punkte. Damit bewegt sich der Schweizer Aktienmarkt weiter auf Rekordniveau. Für hoffnungsvolle Stimmung sorgte die Erwartung eines Konjunktur-Booms durch das geplante Milliarden-Finanzpaket in Deutschland.
Am Freitag stieg der SMI um 0,36 Prozent auf 13'077 Punkte, wobei er im frühen Geschäft noch bis auf 12'890 Stellen zurückgefallen war. Gegenüber dem Vorwochenschluss gewann der SMI 0,6 Prozent hinzu. Der Swiss Leader Index (SLI), in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, drehte ebenfalls ins Plus und stieg um 0,09 Prozent auf 2119. Der breite SPI kletterte um 0,31 Prozent auf 17'239 Zähler.
Derweil fanden die US-Märkte einen versöhnlichen Wochenabschluss: Der Leitindex Dow Jones Industrial stieg um 0,52 Prozent auf 42'802 Punkte. Auf Wochensicht ergibt dies aber einen Verlust von 2,37 Prozent. Für den marktbreiten S&P 500 ging es am Freitag um 0,55 Prozent auf 5'770 Zähler nach oben. Der von Tech-Werten beherrschte Nasdaq 100 gewann 0,74 Prozent auf 20'201 Punkte.
Swiss Life und Partners Group legen Zahlen vor
In der neuen Woche legt eine weitere Reihe von Schweizer Unternehmen die Zahlen für 2024 vor. Unter den Titeln des Swiss Market Index sind dies die Partners Group am Dienstag und Swiss Life am Freitag. Von den Vertretern des breiten Marktes sind es unter anderem Sensirion, Komax und Kuros am Dienstag sowie Autoneum, Ascom und Tecan am Mittwoch. Gegen Ende Woche folgen Accelleron, DocMorris, Inficon und Rieter.
Im Fokus steht auch der US-Inflationsbericht für Februar, der am Mittwoch veröffentlicht wird. Experten zeigen sich vorsichtig. «In den USA war der Inflationsdruck wohl auch im Februar hoch», sagt etwa Commerzbank-Ökonom Christoph Balz. «Zwar beruhigt sich der Preisauftrieb bei den Dienstleistungen, doch fallen die Warenpreise nun nicht mehr.»
Ausserdem steht am Montag das Barometer des Investment-Beraters Sentix zu den Konjunkturerwartungen der Börsianer auf der Agenda. Am Donnerstag warten Anleger auf Zahlen zur Industrieproduktion im Euroraum im Januar und die US-Erzeugerpreise für Februar, die als Frühindikator für die Entwicklung der Inflation gelten.
Im Weiteren treffen die Daten zur Produktion in der deutschen Industrie ein. Von Reuters befragte Experten erwarten für Januar ein Plus von 1,5 Prozent gegenüber dem Vormonat, nach einem Rückgang um 2,4 Prozent im Dezember. Daten zu den Bestellungen der deutschen Betriebe sanken im Januar um 7,0 Prozent zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Fachleute hatten nur mit einem Rückgang von 2,8 Prozent gerechnet.
«Bis zur Merz-Bazooka muss die Industrie jetzt durchhalten», kommentiert Chefvolkswirt Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank mit Blick auf die Investitionspläne des wahrscheinlichen neuen Bundeskanzlers Friedrich Merz (CDU).
Europa und USA auf «getrennten Wegen»
Zudem rückt ins Bewusstsein der Anleger, dass das Milliardenpaket für Verteidigung und Infrastruktur noch nicht verabschiedet ist, sagt ein Börsianer. Der Bundestag in Berlin wird noch in alter Zusammensetzung am kommenden Donnerstag erstmals über das von Union und SPD geplante Milliarden-Vorhaben beraten.
Beschlossen werden sollen die dafür erforderlichen Grundgesetzänderungen in einer weiteren Sondersitzung in der darauf folgenden Woche. Bislang ist allerdings unklar, ob die zur Grundgesetzänderung nötige Zwei-Drittel-Mehrheit zustande kommt. Dafür werden auch die Grünen benötigt, die eine Zustimmung bisher offen gelassen haben.
«Europa und die USA schlagen getrennte Wege ein, politisch wie ökonomisch», resümieren die Experten der Landesbank Hessen-Thüringen. Doch kurzfristig sei Trumps Handelspolitik auch für die europäische Wirtschaft wichtiger. Erst mittelfristig zu erwartende positive Auswirkungen des Finanzpaketes auf die Konjunktur stünden negativen Effekten von möglichen Zöllen gegenüber.
(Reuters)