Ein überraschend langsamer Stellenaufbau und eine steigende Arbeitslosigkeit im Juli brachten das Thema Rezession zurück in die Handelsräume. Ebenso verunsicherte die sich schneller drehende Eskalationsspirale im Nahen Osten und die zunehmende Kriegsgefahr in der Krisenregion die Investoren. Der VIX-Index, der die Volatilität des US-Aktienmarkts misst und als Angstbarometer der Wall Street gilt, stieg auf den höchsten Wert seit Oktober 2023.

Anleger weltweit warfen Aktien aus den Depots: der deutsche Leitindex Dax rutschte unter die im Mai eroberte psychologisch wichtige 18.000-Punkte-Marke und schloss 2,3 Prozent tiefer bei 17.661 Punkten. Damit stand er so tief wie seit März nicht mehr und erlebte seinen grössten Tagesverlust seit 13 Monaten. Der EuroStoxx50 fiel um 2,7 Prozent. Enttäuschende Quartalsberichte der US-Technologieriesen Apple, Amazon und Intel schlugen Investoren an der Wall Street in dem hoch bewerteten Sektor in die Flucht. Der Nasdaq-Index verlor 3,6 Prozent und entfernte sich um mehr als zehn Prozent von seinem Juli-Allzeithoch. Damit rutschte er charttechnisch gesehen in den Korrekturbereich.

Zwischen Zinshoffnung und Rezessionsangst

Ein schwacher US-Arbeitsmarktbericht schürte die Ängste vor einer Rezession in den USA im späteren Jahresverlauf. Im Juli kamen nur 114.000 neue Jobs ausserhalb der Landwirtschaft hinzu. Von Reuters befragte Volkswirte hatten mit 175.000 gerechnet. Die separat ermittelte Arbeitslosenquote stieg im Juli überraschend auf 4,3 Prozent. Die Daten setzten die US-Notenbank Fed unter Druck, die Zinsen rasch zu senken, sagten die Anlageexperten von Bantleon. «Fällt der nächste Arbeitsmarktbericht erneut negativ aus, dürfte sich die Fed dazu gezwungen sehen, den Zinssenkungszyklus mit einem 50-Basispunkte-Schritt einleiten oder sogar noch vor der nächsten Sitzung zu handeln.»

Am Rohstoffmarkt setzten Nachfragesorgen die Ölpreise stark unter Druck. Die Preise für die Sorten Brent und WTI verbilligten sich um bis zu 3,5 Prozent. Am Devisenmarkt tauchte der US-Dollar ab. Der Dollar-Index, der die Devise zu anderen wichtigen Währungen misst, fiel um 1,1 Prozent auf 103,24 Punkte. Gleichzeitig legten sich die Anleger die als sicherer Hafen geltenden Anleihen in die Depots. Die Rendite der US-Treasuries sank im Gegenzug auf 3,819 Prozent nach 3,978 Prozent.

Anleger ziehen Reissleine bei Tech-Werten - Intel crashen

Am Aktienmarkt zogen enttäuschende Zahlen der US-Konzerne Technologie-Werte nach unten. Der europäische Branchenindex fiel um sechs Prozent und damit so stark wie seit März 2022 nicht mehr. «Wenn immer noch hohe Erwartungen auf nervöse Anleger treffen, reicht schon das berühmte Haar in der Suppe, um Verkaufsdruck aufkommen zu lassen», sagte Stratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets. Vor allem die KI-getriebenen Kursgewinne im Tech-Sektor hatten die US-Börsen in den vergangenen Monaten massgeblich von Rekord zu Rekord eilen lassen. Die Aktien des Chip-Konzerns Intel brachen am Freitag um mehr als 25 Prozent auf ein Elf-Jahres-Tief ein und steuerten auf ihren schwärzesten Börsentag überhaupt zu. Anleger flüchteten angesichts geplanter Massenentlassungen und Dividendenstreichungen. Analysten stellten die Fähigkeit des Unternehmens in Frage, mit der taiwanesischen TSMC und anderen Chipherstellern mitzuhalten. Amazon-Aktien tauchten um neun Prozent ab. Auf die Stimmung drückten der schwächelnde Online-Handel sowie die hohen Kosten für den Auf- und Ausbau von Rechenkapazitäten für Künstliche Intelligenz (KI).

Zu den grössten Dax-Verlierern zählten RWE und Siemens Energy mit Abschlägen von 7,9 und 7,5 Prozent. Der europäische Bankenindex rauschte um 4,3 Prozent nach unten. Auf Wochensicht verlor er damit 7,8 Prozent.

(Reuters)