«Wir sind zwar der festen Überzeugung, dass jedes Land das Recht hat, seine Steuerpolitik nach eigenem Gutdünken zu gestalten, lehnen aber die Ausbreitung ungerechter extraterritorialer Steuern entschieden ab.» Mit diesen Worten richtete sich laut der «NZZ» eine Gruppe republikanischer Abgeordneter des US-Kongress an den Schweizer Botschafter in Washington. Das war im August vor einem Jahr.

Das Schreiben befasste sich mit der globalen OECD-Mindeststeuer. Diese sieht vor, dass grosse Konzerne weltweit mindestens 15 Prozent Steuern auf dem Gewinn bezahlen sollen. Die Schweiz hat die Verfassungsgrundlage für die Umsetzung des Projekts durch die Volksabstimmung im Sommer 2023 geschaffen. Die Umsetzung läuft nun.

Ein Element ist die sogenannte UTPR-Regel: Ein Staat soll Gewinne eines ausländischen Konzerns mit einer Ergänzungssteuer belasten können - auch wenn das betroffene Unternehmen lediglich eine Tochtergesellschaft in dem Staat hat.

Die Gruppe von Republikanern hat der Schweiz nun offenbar bezüglich der «extraterritorialen» Besteuerung von US-Konzernen mit Vergeltungsmassnahmen gedroht. Laut der «NZZ» wörtlich: «Wir fordern ihr Land auf, die UTPR abzulehnen, um Vergeltungsmassnahmen seitens der Vereinigten Staaten zu vermeiden.» 

Das bisher unveröffentlichte Schreiben sei auch an andere Länder gegangen, heisst es. Rahul Sahgal, CEO der schweizerisch-amerikanischen Handelskammer, hält es für ernst zu nehmend. Er geht davon aus, dass Vergeltungsmassnahmen auch Schweizer Unternehmen in den USA treffen würden. Der Bundesrat wird im Herbst über allfällige weitere Schritte in Sachen Mindeststeuer informieren, wie das Eidgenössische Finanzdepartement mitgeteilt hat.

Die Landesregierung bewegt sich mit der Mindestbesteuerung schon seit Längerem auf politisch wechselvollem Terrain. Zwar ging die Volksabstimmung im Juni 2023 mit einem Ja-Anteil von 78 Prozent über die Bühne. Auch die Wirtschaftsverbände wie Economiesuisse hatten das Vorhaben befürwortet. Doch im Herbst 2023 traten sie auf die Bremse, als sich konkreter abzeichnete, dass Wirtschaftsnationen wie Brasilien, China und die USA - entgegen der ursprünglichen Ansage - auf die OECD-Mindeststeuer verzichten wollen.

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