Am vergangenen Wochenende stand die Welt unter Schock: Nur mit grossem Glück entging der US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump einem Attentat. Die Reaktion an den Finanzmärkten fiel recht verhalten aus. Angesichts eines nun wahrscheinlicheren Wahlsiegs von Trump im November hatten viele Analysten in Folge mit einem Erstarken des Dollar gerechnet. Doch das Gegenteil trat ein.

Der Dollar hat in Franken gerechnet gut 1,5 Prozent an Wert verloren in dieser Woche. Auch zum Euro gab der Dollar leicht nach. Wie ist das zu erklären?

Vereinfacht gesagt lautet die Erklärung, dass die US-Notenbank Fed Donald Trump geschlagen hat. Konkret bedeutet dies, dass neue Inflationsdaten die Hoffnung der Anlegerinnen und Anleger geschürt hat, dass die US-Notenbank bald den Leitzins senken wird. Diese Aussicht auf sinkende Zinsen in den USA drückt den Dollar.

Die Erwartung sinkender US-Leitzinsen speist sich aus positiven Inflationsdaten: Gemäss dem Konsumentenpreisindex (CPI) vom Juni sanken die Preise saisonbereinigt in den USA im Vergleich zum Vormonat sogar, was vor allem auf sinkende Energiekosten zurückzuführen ist.

Auf das Jahr hochgerechnet stiegen die Kernpreise – bei denen die stark schwankenden Energie- und Lebensmittelpreise herausgerechnet werden – um 2 Prozent. Die Inflation scheint sich nun also auch in den USA im Zielband einzupendeln.

Anlegerinnen und Anleger erwarten nun, dass die US-Notenbank ihre Leitzinsen bis im Januar dreimal um je 0,25 Prozentpunkte senken wird: von aktuell 5,25 bis 5,5 Prozent auf dann 4,5 bis 4,75 Prozent.

«Das grosse Bild spricht gegen den Dollar», so ein Devisen-Experte: Die Zinsen gleichen sich weltweit an, das treibt Anleger aus dem Dollar. Angesichts des grossen Haushaltsdefizits wollen Investoren für das Risiko von Dollar-Investments entschädigt werden, so der Experte. Zumal eine erneute Trump-Präsidentschaft als Risiko gesehen wird, etwa, indem er einen neuen Handelskonflikt lostritt oder das Defizit noch weiter aufbläht.

Trump stört der tiefe Yen-Kurs

Am Devisenmarkt fiel zudem der starke Kursanstieg des Yen zum Dollar auf. Die japanische Währung legte deutlich zu, in der Erwartung, dass die japanische Notenbank den Yen mit Stützungskäufen stärken könnte. In den vergangenen zwölf Monaten hatte sich der Yen um fast elf Prozent abgewertet.

Das ist auch Donald Trump aufgefallen, der sich gegenüber «Bloomberg» kritisch zum tiefen Yen-Kurs und auch zum tiefen Kurs des chinesischen Yuan gegenüber dem Dollar geäussert hatte.

Angesichts seiner gestiegenen Wahlchancen dürften die Märkte wohl nun genauer auf solche verbalen Interventionen Trumps achten.

Dieser Artikel erschien zuerst auf Handelszeitung.ch unter dem Titel «US-Notenbank schlägt Trump».

Holger Alich
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