Der lange Zeit boomende US-Arbeitsmarkt kühlt sich deutlich ab und spricht für eine baldige Zinswende. Im Juli kamen nur 114'000 neue Jobs ausserhalb der Landwirtschaft hinzu, wie aus dem am Freitag veröffentlichten Arbeitsmarktbericht der Regierung hervorgeht. Von Reuters befragte Volkswirte hatten mit 175'000 gerechnet, nach abwärts revidiert 179'000 im Vormonat. Die separat ermittelte Arbeitslosenquote stieg im Juli überraschend auf 4,3 Prozent. Ökonomen hatten erwartet, dass sie auf dem Vormonatswert von 4,1 Prozent verharren würde. Der nunmehr gemeldete Stellenzuwachs liegt noch etwas über der Zahl von rund 100'000 Jobs pro Monat. Diese Kennziffer gilt unter Experten noch als ausreichend, um die wachsende US-Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter mit Jobs zu versorgen. Notenbank-Chef Jerome Powell hat den Arbeitsmarkt jüngst als weiterhin stark, aber nicht überhitzt bezeichnet. Die Federal Reserve beliess den Leitzins zuletzt in der Spanne von 5,0 bis 5,25 Prozent und öffnete zugleich die Tür für eine Senkung, die an den Finanzmärkten für September erwartet wird.
Wie gross wird der Zinsschritt nach unten?
Die Abkühlung des Arbeitsmarkts gilt der Notenbank als eine wichtige Voraussetzung, um ihr Zwei-Prozent-Ziel bei der Inflation dauerhaft zu erreichen. Die Währungshüter beobachten dabei das Lohnwachstum: Im Vorjahresvergleich fiel der Anstieg im Juli mit 3,6 Prozent niedriger aus als im Juni mit damals 3,8 Prozent. Experten hatten einen Wert von 3,7 Prozent auf dem Zettel. Und zum Vormonat ergab sich im Juli ein Plus von lediglich 0,2 Prozent, nach 0,3 Prozent im Juni. «Der Fed kommt es entgegen, dass der Arbeitsmarkt als Inflationstreiber an Kraft verliert», so das Fazit von Ökonom Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank: «Ganz oben auf der Agenda der nächsten Fed-Sitzung im September steht eine Leitzinssenkung.»
Fed-Chef Powell hatte nach dem jüngsten Zinsbeschluss mitgeteilt, dass eine geldpolitische Lockerung bereits ein Thema gewesen sei, auch wenn man sich dagegen entschieden habe. «Hätte die US-Notenbank schon auf ihrer Sitzung am Mittwoch Kenntnis vom Arbeitsmarktbericht gehabt, wäre das Pendel sicherlich schon in Richtung Leitzinssenkung ausgeschlagen», meint Ökonom Elmar Völker von der Landesbank Baden-Württemberg. So erscheine nun eine Leitzinssenkung auf der Gremiensitzung im September «als in Stein gemeisselt». Die Frage sei lediglich noch, wie stark diese ausfallen werde.
Neben einem normalen Zinsschritt nach unten von einem Viertel Prozentpunkt könnte die Fed Spekulationen zufolge auch einen grösseren im Umfang von einem halben Prozentpunkt wagen. Powell hatte dazu gesagt, eine erste Zinssenkung um 50 Basispunkte sei «nichts, worüber wir derzeit nachdenken».
Die Talfahrt an den Börsen beschleunigte sich nach den US-Arbeitsmarktdaten. Die US-Futures verloren zwischen 1,3 und 2,2 Prozent. Der Dollar weitet seine Verluste aus.
(Reuters)
2 Kommentare
Die sichere Rezession der US- Wirtschaft und eine sich abzeichnende Eskalation im nahen Osten, werden dafür sorgen, dass die Demokraten im November nicht mehr die US- Präsidentschaft haben werden!
Die Kurse fliegen nach unten, wenn es mehr Jobs gibt als gedacht, die Kurse fliegen nach unten, wenn es weniger Jobs gibt als gedacht. Nichts ist mehr wirklich "logisch". Oder gibt es da gute Erklärungen dazu?