Dass die amerikanische Notenbank im September einen Zyklus von Zinssenkungen einleiten wird, ist nach der Rede von Fed-Chef Jerome Powell an den Märkten unbestritten. Wie gross der erste Schritt sein wird und wie zügig Lockerung der Geldpolitik in den kommenden Monaten sein wird, ist allerdings noch offen.
Die Diskussion um das Tempo der erwarteten US-Zinssenkungen wird Aktienanleger nach Einschätzung von Experten auch in der neuen Woche beschäftigen. «Es ist so gut wie beschlossen, dass die Fed den Leitzins im September senken wird», sagt Naeem Aslam, Chef-Anleger des Vermögensverwalters Zaye. Im Anschluss daran werde die US-Notenbank wohl vorsichtig agieren und von Zinssitzung zu Zinssitzung entscheiden. Dies lasse sich aus den jüngsten Fed-Protokollen und Notenbanker-Aussagen herauslesen.
Gestützt auf positive Vorgaben der Wall Street erwarten Experten eine fortgesetzte Erholung der europäischen Börsen. Es sei ein positives Zeichen, dass nach dem Kursrutsch von Anfang August US-Werte aus vielen unterschiedlichen Branchen gekauft würden, erläutert Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst des Online-Brokers CMC Markets. «Vor der Korrektur waren es oft nur die Glorreichen Sieben, die stiegen. Die Rally steht damit auf einem stabileren Fundament als die monatelange Hausse zuvor.» Als «Glorreiche Sieben» bezeichnen Börsianer die sieben grössten US-Technologiewerte, zu denen der Chip-Hersteller Nvidia, der Software-Konzern Microsoft und der iPhone-Anbieter Apple gehören.
In der abgelaufenen Woche legte der Swiss Market Index (SMI) 1,3 Prozent auf 12'347 Punkte zu, am Freitag resultierte ein Plus von 0,34 Prozent. Beflügelt von der Powell-Rede zogen auch die US-Börsen am Freitag au. Der Dow Jones Industrial schloss 1,14 Prozent im Plus bei 41'175 Punkten. Daraus resultierte für den US-Leitindex ein Wochengewinn von rund 1,3 Prozent. Der marktbreite S&P 500 legte am Freitag um 1,15 Prozent auf 5'634 Zähler zu. Für den technologielastigen Nasdaq 100 ging es um 1,18 Prozent auf 19'720 Punkte nach oben.
US-Konjunkturdaten im Blick - Nvidia liefert Zahlen
Konjunkturseitig ist in der Schweiz der Halbjahresbericht des Industrieverbands Swissmem angesagt oder Daten zur Beschäftigung in der Schweiz vom BFS am Montag. Am Freitag steht das Konjunkturbarometer der ETH-Konjunkturforschungsstelle KOF vom August auf der Agenda.
Bei den Konjunkturdaten richten Börsianer ihre Aufmerksamkeit indes besonders auf die Zahlen zu den US-Konsumausgaben am kommenden Freitag. Analysten erwarten für Juli ein Plus von 0,5 Prozent nach einem Anstieg von 0,3 Prozent im Vormonat. Die Kauflaune der Konsumenten gilt als Hauptstütze der weltgrössten Volkswirtschaft.
Ausserdem ist die Preiskomponente dieses Barometers ein wichtiger Indikator für die Geldpolitik der US-Notenbank Fed. Er rechne mit einem Plus von 0,1 Prozent zum Vormonat, sagt Commerzbank-Analyst Vincent Stamer. «Auf Jahresrate hochgerechnet läge der Preisdruck damit erneut unter zwei Prozent. Damit deutet die Inflation klar in Richtung Zinssenkungen, beginnend bei der nächsten Sitzung im September.»
Die am Freitag anstehenden Daten zur Teuerung in der Euro-Zone würden ebenfalls auf nachlassenden Preisdruck hindeuten und den Weg für eine Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) im September ebnen, fügt Stamer hinzu. «Allerdings dürfte die Inflation bis zum Ende des Jahres wieder steigen, um sich bei etwa 2,5 Prozent und damit über dem EZB-Ziel einzupendeln.»
Eröffnet wird der Konjunkturdaten-Reigen der neuen Woche indes am Montag vom Ifo-Index, der die Stimmung in den deutschen Chef-Etagen widerspiegelt. Am Tag darauf gibt der GfK-Index Auskunft über die Kauflaune der deutschen Konsumenten, bevor am Donnerstag das entsprechende Stimmungsbarometer auf europäischer Ebene folgt. In allen drei Fällen erwarten Analysten nur geringe Veränderungen.
In der neuen Wochen informieren weitere Unternehmen über den Geschäftsgang. Sonova veranstaltet am Dienstag den Investoren- und Analystentag 2024, Givaudan liefert am Mittwoch den Halbjahresbericht. Daneben wird erneut eine beachtliche Zahl an kleineren und mittleren Unternehmen die Halbjahreszahlen präsentieren, darunter etwa die Industriefirmen Accelleron und Vetropack, der Flughafen Zürich, aus der Ostschweiz Stadler Rail und Arbonia oder die Finanzunternehmen LLB, Vaudoise und ZKB.
In den USA präsentiert unter anderem der Chip-Konzern Nvidia seine Bücher.
(AWP/Reuters)