Ein viel beachtetes US-Konjunkturbarometer ist im Januar abgesackt. Der Index für das Verarbeitende Gewerbe im wichtigen Bundesstaat New York fiel auf minus 43,70 Punkte von minus 14,5 Zählern im Dezember, wie die regionale Notenbank am Dienstag zu ihrer Unternehmensumfrage mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten hingegen mit einem Anstieg auf minus 5,0 Punkte gerechnet. Doch das Barometer ist nun auf den niedrigsten Wert seit Mai 2020 abgesackt.

«So schwach notierte der Index bisher nur während der Pandemie», kommentierten die beiden Commerzbank-Analysten Bernd Weidensteiner und Christoph Balz die überraschende Entwicklung. Das sei zwar ein schlechtes Zeichen. Allerdings hätten einzelne Monatswerte des «Empire State Index» nur eine geringe Aussagekraft.

Zudem mache das Verarbeitende Gewerbe lediglich etwa vier bis fünf Prozent der Wirtschaftsleistung in dem Bundesstaat aus. «New York – das wirtschaftlich von der auf Dienstleistungen wie dem Finanzgewerbe konzentrierten Stadt New York dominiert wird – ist damit kein typischer Industriestandort», schrieben die beiden Analysten. Früher sei das Barometer ein relativ genauer Indikator für die landesweite Entwicklung der Industrie gewesen, doch habe dieser Zusammenhang seit der Pandemie deutlich nachgelassen. So sei der Index in 14 der vergangenen 24 Monate negativ gewesen, «auch wenn die Wirtschaft stark expandierte und die Industrie zumindest stagnierte».

Dennoch stehen die Zeichen in den USA insgesamt auf Konjunkturabkühlung. Für die weltgrösste Volkswirtschaft rechnet etwa die Weltbank im neuen Jahr mit einem Wachstum von nur noch 1,6 Prozent, nach geschätzt 2,5 Prozent im vergangenen Jahr. Die gestiegenen Zinsen dürften die Konjunktur belasten, hiess es in dem vor wenigen Tagen veröffentlichten Ausblick der Weltbank. Die US-Notenbank hat ihren Leitzins im Kampf gegen die Inflation kräftig nach oben geschraubt, dürfte ihn aber in diesem Jahr wieder senken. 

(Reuters)