Die Einzelhändler in den USA haben im Oktober ein überraschend dickes Umsatzplus verzeichnet. Die Einnahmen stiegen um 1,3 Prozent zum Vormonat, wie das Handelsministerium am Mittwoch mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Zuwachs von 1,0 Prozent gerechnet. Im August hatten die Einnahmen noch stagniert.
Für das "ordentliche Umsatzplus" im Oktober seien in erster Linie die hohen Benzinpreise und der Pkw-Absatz verantwortlich, sagte Helaba-Ökonom Ulrich Wortberg. Zwar litten die Verbraucher unter der hohen Teuerung und den steigenden Zinsen, der Arbeitsmarkt sei aber robust und die Löhne stiegen: "Dies stellt ein gewisses Gegengewicht dar", so der Experte. Für die Notenbank gebe es Argumente, das Ausmass der Zinsschritte zu verkleinern.
Bei den Währungshütern dürfte es für Aufatmen sorgen, dass der hohe Inflationsdruck in den USA spürbar nachlässt. Die Produzentenpreise legten im Oktober um 8,0 Prozent zum Vorjahr zu, nach einem Zuwachs von 8,4 Prozent im September. Und der Anstieg der Verbraucherpreise verlangsamte sich im vorigen Monat sogar um einen halben Punkt auf 7,7 Prozent. Die Daten nährten an den Börsen die Hoffnung, dass es die US-Notenbank Federal Reserve beim nächsten Zinsschritt etwas langsamer angehen lassen kann.
Sie treibt den Leitzins seit Monaten in ungewöhnlich grossen Schritten nach oben. Zuletzt erhöhte sie ihn erneut um einen Dreiviertel-Prozentpunkt auf die Spanne von 3,75 bis 4,00 Prozent. Zuletzt liessen Äusserungen von Fed-Vizechefin Lael Brainard darauf schliessen, dass es im Dezember nur noch um einen halben Prozentpunkt nach oben gehen könnte.
Laut der US-Währungshüterin Esther George wird es für die Zentralbank zunehmend schwieriger, die Inflation einzudämmen, ohne eine Rezession auszulösen. Womöglich werde es ein Schrumpfen der Wirtschaft geben, um ans Ziel zu gelangen, sagte die Chefin des Fed Bezirks Kansas City dem "Wall Street Journal". Die Fed strebt mittelfristig eine Rückkehr zu einer Inflationsrate von 2,0 Prozent an.
(Reuters)