Dies schürte die Sorge, dass die steigenden Zinsen die Bankbilanzen auf breiterer Front erodieren könnten.

Jüngster Problemfall ist die Silicon Valley Bank, die sich auf Startup-Kredite spezialisiert hat und die gezwungen ist, junge Aktien über 2,25 Milliarden Dollar auszuegeben, um Abschreibungen in ihrem Portfolio aus US Treasuries und Hypothekenwertpapieren auszugleichen. Die SVB-Aktie sackte um 60 Prozent ab. Erst diese Woche hatte die Kryptobank Silvergate Capital ihre Pforten geschlossen, ebenfalls wegen massiver Einlagenabflüsse.

Der KBW Bankenindex fiel um 7,7 Prozent und damit so stark wie seit Juni 2020 nicht mehr. Auch die Wall-Street-Grössen Bank of America, Wells Fargo und JPMorgan Chase gaben um mindestens 5 Prozent nach.

Die Probleme von Silvergate und SVB werfen ein Schlaglicht auf die Fallstricke, die die Zinswende der Zentralbanken für den Bankensektor bereithält. Investoren hatten nicht nur in den USA sondern auch in Europa und Deutschland vor allem darauf gesetzt, dass steigende Zinsen steigende Erträge bedeuten und massiv in Bankaktien investiert. Nun zeigt sich die Kehrseite der geldpolitischen Straffung: Einleger, die die Bank wechseln um mehr für ihr Geld zu erhalten, und die Banken zwingen, Marktwertverluste auf Wertpapiere zu realisieren.

Konnte Silvergate noch als von der Krypto-Krise induzierter Spezialfall gelten, sieht das bei der Silicon Valley Bank anders aus, sagt Analyst Gary Tenner von DA Davidson im Bloomberg-Interview. “Ist das der Damm, der gebrochen ist, wenn es um die Kapitalbeschaffung weiterer Banken geht? Wird es noch mehr geben?”

Wer ist der Nächste?

Überall in der Investmentwelt dominiere die Frage, “wer ist der Nächste?”, so Jens Nordvig, Gründer der Marktanalyse- und Datenintelligenzunternehmen Exante Data und Market Reader. “Ich erhalte viele Fragen von meinen Kunden zu diesem Thema.”

Das unmittelbare Risiko für viele Banken ist nach Ansicht von Analysten zwar nicht existenziell. Schmerzhaft allerdings könnte es werden. Anstatt mit einem grossen Ansturm auf die Einlagen konfrontiert zu sein, dürften die Banken gezwungen sein, durch höhere Zinszahlungen an die Sparer härter um sie zu konkurrieren. Das würde die Einnahmen der Banken aus der Kreditvergabe schmälern und die Erträge mindern.

Kleine und mittelgrosse Banken, bei denen die Finanzierung in der Regel weniger breit gestreut ist, könnten besonders unter Druck geraten, so dass sie gezwungen wären, mehr Aktien zu verkaufen und die derzeitigen Anleger zu verwässern.

“Die Silicon Valley Bank ist nur die Spitze des Eisbergs”, sagt Christopher Whalen von der Finanzberatung Whalen Global Advisors. “Ich mache mir keine Sorgen um die Grossen, aber viele der kleinen Firmen werden einen schweren Schlag einstecken müssen”, sagte er. “Viele von ihnen werden Eigenkapital aufbringen müssen.”

(Bloomberg)