Die US-Arbeitsmarktdaten, die am Freitagnachmittag um 14:30 Uhr mitteleuropäische Zeit veröffentlicht werden, dürften an den Märkten für mehr Aufregung sorgen als die Zinssenkung durch die Europäische Zentralbank von gestern Donnerstag.

Die US-Notenbank Fed will die Inflation eindämmen und dabei auch den heiss gelaufenen Arbeitsmarkt abkühlen. Wegen der hartnäckigen Inflation wird an den Finanzmärkten nicht vor September mit einer Leitzinssenkung gerechnet. Da weiter heftig über den Zeitpunkt einer US-Zinssenkung spekuliert wird, erhoffen sich Börsianer von den am Nachmittag präsentierten Job-Daten Rückschlüsse über die Geldpolitik der Notenbank Fed.

Der Analystenkonsens geht davon aus, dass die Zahl der Beschäftigten ausserhalb der Landwirtschaft im Mai um 185'000 gestiegen ist. Dieser Zuwachs wäre etwas stärker als die 175'000 im Vormonat. Jeder Wert, der dem Konsens nahe komme, sei ein Katalysator für höhere Renditen, schreiben die Analysten der ING Bank in einem Kommentar. Die Zahl von 185'000 würde deutlich unter dem diesjährigen Durchschnitt liegen, sie würde aber nicht auf eine besorgniserregende Wirtschaftsschwäche hinweisen.

Da zudem die Inflation immer noch nicht den von der Fed avisierten Wert erreicht hat, gehen die ING-Experten davon aus, dass die 10-jährigen US-Staatsanleihen höhere Renditen erzielen dürften.

«Eine Verlangsamung des Arbeitsmarktes und sogar ein Anstieg der Arbeitslosigkeit sollten insofern willkommen sein, als sie den Aufwärtsdruck auf die Inflation etwas mildert», sagt Chris Zaccarelli von der Independent Advisor Alliance. Das würde mehr Raum für eine Leitzinssenkung geben. «Aber wir sind uns bewusst, dass sich eine zu grosse Schwäche auf dem Arbeitsmarkt und in der Wirtschaft letztendlich als noch grössere Bedrohung für die Märkte erweisen könnte als die Inflation», so Zaccarelli.

Der am Donnerstag veröffentlichte überraschend starke Anstieg der Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe hielt die Hoffnungen auf eine nahende Zinssenkung aufrecht. Die Ausgangslage für den Freitag ist somit klar: Je tiefer die Zahl der Beschäftigten am Freitagnachmittag im Job-Report - ausgehend von den prognostizierten 185'000, desto höher wird die Wahrscheinlichkeit für Zinssenkungen. Und desto wahrscheinlicher wird eine positive Reaktion an den Börsen ausfallen.

(cash)