Der Gewinn ohne das Geschäft in Russland und Sondereffekten wie Steuergutschriften sei um fast zwei Drittel auf 5,4 Milliarden Euro gestiegen, teilte die Bank am Dienstag in Mailand mit. Damit übertraf die HVB-Mutter sowohl die eigene Prognose als auch die Erwartungen der Experten. Einschliesslich der Belastungen aus Russland lag der bereinigte Überschuss noch bei 5,2 Milliarden Euro.
Die Unicredit ist in dem Land noch vergleichsweise stark vertreten, zieht sich aber Schritt für Schritt zurück. Die Erträge des Konzerns legten ohne das Russland-Geschäft um knapp 15 Prozent auf etwas mehr als 18 Milliarden Euro zu und fielen damit ebenfalls höher aus als erwartet. Zudem will die Bank mit einer deutlich höheren Dividende ihre Anleger direkt an dem Gewinnanstieg teilhaben lassen. An der Börse kam dies und die Zahlen sehr gut an. Die Aktie legte bis zum Mittag um rund neun Prozent zu und kletterten auf den höchsten Stand seit Mai 2018.
Seit dem Einbruch im Corona-Crash hat sich der Kurs inzwischen fast wieder verdreifacht. Unter den bekannten und grösseren Banken Europas konnte nur der Börsenwert der Commerzbank mehr zulegen. Damit zählen die beiden Finanzinstitute, deren Aktien in den Jahren nach der Finanzkrise bis zur Corona-Pandemie zu den schwächsten Titeln der europäischen Bankenlandschaft zählten, zuletzt zu den Gewinnern.
Dies spiegelt sich auch in der Marktkapitalisierung wider. So zählt die Unicredit mit 33 Milliarden Euro schon fast wieder zur Top Ten der wertvollsten Banken in Europa. Und der Commerzbank könnte mit einem Börsenwert von rund 13 Milliarden Euro bald wieder in den Dax zurückkehren. Analysten lobten die Unicredit-Zahlen durchweg. Zudem kamen die Kapitalpläne der Bank sehr gut an.
Die Bank will für das vergangene Jahr über die Dividende und Aktienrückkäufe insgesamt 5,25 Milliarden an die Aktionäre weitergeben. Das wären 40 Prozent mehr als für das Jahr davor. Knapp zwei Milliarden Euro sollen über die direkte Gewinnbeteiligung, also über die Dividende, fliessen. Pro Aktie sind das fast 99 Cent und damit 84 Prozent mehr als für 2021. Die Aktienrückkäufe über etwas mehr als drei Milliarden Euro sollen im laufenden Jahr über die Bühne gehen, sobald die Genehmigungen dafür vorliegen.
Zahlen bestätigen Kurs
Konzernchef Andrea Orcel, der im Frühjahr 2021 an die Spitze der Bank gerückt war, sieht sich durch die Zahlen in seinem Kurs bestätigt. Er übernahm die Verantwortung in der Corona-Pandemie und setzte den harten Sanierungskurs seines Vorgängers Jean-Pierre Mustier fort. Nach einem Milliardenverlust im Jahr 2020, der auf hohe Kosten für den Konzernumbau, Abschreibungen und einer hohen Risikovorsorge zurückzuführen war, erzielte die Bank bereits 2021 wieder einen Milliardengewinn.
In diesem Jahr bekam Orcel dann noch Rückenwind durch die steigenden Zinsen in der Eurozone. Diese trieb die Marge im Einlage- und Kreditgeschäft - wie bei vielen anderen Banken auch - nach oben. Bei der Unicredit zog der Zinsüberschuss um 16 Prozent auf fast zehn Milliarden Euro an. Die Kosten gingen dagegen - ohne das Russland-Geschäft - um knapp drei Prozent auf 9,3 Milliarden Euro zurück. Die Risikovorsorge konnte um etwas mehr als ein Drittel auf rund eine Milliarde Euro reduziert werden.
In Deutschland kletterte der Vorsteuergewinn im Vergleich zum Vorjahr auf fast das Dreifache, während die Erträge um gut sieben Prozent auf 4,7 Milliarden Euro zulegten. Hier profitierte die Bank vom Sparkurs ihrer Tochter HVB in der Vergangenheit.
(AWP)