Noch ist es ein weiter Weg, und der Deal hängt davon ab, ob die deutsche Regierung auch den Rest der Commerzbank-Aktien, die sie seit der Finanzkrise hält, an die Italiener verkauft.
Wenn die Übernahme gelingt, ist die neue Unicredit die fünftgrösste Bank der Euro-Zone. So lautet zumindest das Ergebnis aus der einfachen Addition der Bilanzen von Unicredit und Commerzbank: Per Stand Ende Juni ergäbe das 1,36 Billionen Euro, wie die Grafik zeigt.
Ebenfalls auf Augenhöhe mit der UBS wäre die Unicredit bezüglich Mitarbeitendenzahl und Börsenwert. Ohne Entlassungen stiege die Zahl der Mitarbeitenden durch die Commerzbank-Übernahme auf 110’000. Der Börsenwert beliefe sich mit den aktuellen Kursen auf 78 Milliarden Euro. Orcel ist überzeugt, dass es Banken braucht mit mehr als 100 Milliarden Börsenwert, um gegen die Konkurrenz aus den USA und China eine Chance zu haben.
Doch nicht nur Orcel strebt nach Grösse. Eine Übernahme wäre auch im Sinne vieler Experten und EU-Politkerinnen. Sie fordern seit längerem einen Zusammenschluss von Banken in der EU, der die Wirtschaft der Region ankurbeln könnte.
Willkommene Konsolidierung
Die europäischen Banken sind alle zu klein, um in der Champions League mithalten zu können. J. P. Morgan hat Assets im Wert von 3,8 Billionen Dollar, die britisch-asiatische HSBC kommt ebenfalls auf 3 Billionen.
Ein Hindernis ist das Fehlen einer echten Bankenunion. Die EZB macht zwar Stresstests für die Grossbanken, letztendlich liegt die Aufsichtskompetenz aber bei der Bafin und Co. Die Einlagensicherung ist in den EU-Mitgliedsstaaten trotz Harmonisierungsversuchen unterschiedlich. Eine gemeinschaftliche Sicherung auf EU-Ebene gibt es nicht.
Der fragmentierte Kapitalmarkt und die unvollständige Bankenunion sind auch ein Thema im Draghi-Bericht zur Wettbewerbsfähigkeit, der diese Woche vorgestellt wurde.
Dieser Artikel ist zuerst in der Handelszeitung erschienen.