Die deutschen Immobilienpreise werden Experten zufolge in diesem Jahr weniger stark sinken als bislang angenommen. Sie dürften um durchschnittlich 1,7 Prozent fallen, ergab eine am Mittwoch veröffentlichte vierteljährliche Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters unter 14 Immobilienanalysten. Im November war noch ein Minus von 2,8 Prozent erwartet worden. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr gaben die Preise um 8,7 Prozent nach. Für 2025 wird nun ein Anstieg von 3,0 Prozent erwartet. Das ist deutlich mehr als zuletzt mit 1,8 Prozent vorhergesagt.

«Generell erwarten wir eine längere Phase der Bodenbildung», sagte ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski. «Die angespannte Situation im Bausektor mit nach wie vor hohen Lohn- und Materialkosten dürfte zu einer Verknappung des Angebots führen, was einen Aufwärtsdruck auf die Preise ausüben dürfte.»

Konsolidierung nach Corona-Boom

Gestiegene Zinssätze als Reaktion auf die hohe Inflation haben einen fast zehnjährigen Immobilienboom in Europas grösster Volkswirtschaft beendet. Während der Corona-Pandemie schnellten die Preise um mehr als 24 Prozent in die Höhe - auch, weil viele Menschen nach grösserem Wohnraum suchten. Allerdings sind die durchschnittlichen Hauspreise seit ihrem Höchststand im zweiten Quartal 2022 mittlerweile um rund elf Prozent gefallen.

Der deutsche Immobilienmarkt ist in einer schwächeren Verfassung als der in vielen anderen Ländern, einschliesslich der USA. Dort haben die Hauspreise während der Pandemie viel stärker zulegt und haben nach einem kurzen Rückgang wieder zu steigen begonnen haben - trotz eines ähnlich starken Anstiegs der Zinssätze. Mehrere deutsche Bauträger mussten Insolvenz anmelden, was das Problem des ohnehin knappen Angebots an erschwinglichen Wohnungen noch verschärft.

Zwölf der 14 befragten Analysten erwarten, dass erschwingliche Wohnungen in den kommenden zwei bis drei Jahren rar bleiben dürften. «Die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage wird sich wahrscheinlich vergrössern», sagte Sören Gröbel von der Immobilienberatung JLL. «Es gibt mehrere Programme im Neubausektor, die versuchen, erschwingliche Wohnungen zu subventionieren und die zu einem Anstieg des Angebots führen werden, der jedoch nur recht gering ausfallen wird.»

Elf der 14 Befragten gehen davon aus, dass sich die Erschwinglichkeit für Erstkäufer im kommenden Jahr verbessern wird. Sie erwarten aber zugleich, dass das Verhältnis von Wohneigentum zu Mietern sinken wird. «Da die Zinssätze auf einem höheren Niveau liegen und die Erschwinglichkeit sich kaum verbessert, ist es schwer vorstellbar, dass die Wohneigentumsquote steigen könnte», sagte ING-Experte Brzeski.

(Reuters)