«Unsere Flagge ist gelb und blau», schrieb Aussenminister Dmytro Kuleba am Sonntag auf der Plattform X und bezog sich dabei auf die Farben der Nationalflagge. «Dies ist die Flagge, unter der wir leben, sterben und siegen. Wir werden niemals eine andere Flagge hissen.»

Der Papst hatte in einem Interview mit dem Schweizer Sender RSI, das bereits im Februar geführt, aber erst am Samstag bekannt geworden war, der Ukraine nahegelegt, den Mut haben, eine «weisse Fahne» zu hissen und ein Ende des Krieges mit Russland auszuhandeln. Er denke, «dass der Stärkste derjenige ist, der die Situation betrachtet, an die Menschen denkt, den Mut der weissen Fahne hat und verhandelt», hatte Franziskus gesagt. «Wenn man sieht, dass man besiegt wird, dass die Dinge nicht gut laufen, muss man den Mut haben, zu verhandeln.» Franziskus war gefragt worden, ob er eher bei jenen stehe, die eine Aufgabe der Ukraine fordern, weil sie Russland nicht habe zurückzuschlagen können, oder bei jenen, die sagten, eine Aufgabe würde die Aktionen der stärksten Seite legitimieren. Der Interviewer hatte dabei den Begriff «weisse Fahne» verwendet.

Aussenminister Kuleba wies auf X auch auf Vorwürfe hin, Papst Pius XII. habe es versäumt, gegen die Nazi-Gewaltherrschaft im Zweiten Weltkrieg vorzugehen. «Gleichzeitig kennen wir die Strategie des Vatikans aus der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts, wenn es um die weisse Fahne geht», schrieb er. «Ich fordere (den Vatikan) dringend auf, die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen und die Ukraine und ihr Volk in ihrem gerechten Kampf um ihr Leben zu unterstützen.»

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hielt sich mit deutlicher Kritik zurück. «Sie unterstützen uns mit ihrem Gebet, mit ihren Gesprächen und mit Taten», sagte er. Das sei es, was eine Kirche mit dem Volk ausmache. «Nicht 2500 Kilometer entfernt, irgendwo, virtuelle Vermittlung zwischen jemandem, der leben will, und jemandem, der dich zerstören will.»

Vatikan-Sprecher Matteo Bruni hatte zuvor gesagt, der Papst habe den Begriff «weisse Fahne» des Interviewers aufgegriffen und ihn benutzt, «um ein Ende der Feindseligkeiten (und) einen Waffenstillstand anzudeuten, der durch den Mut zu Verhandlungen erreicht wurde».

Auch Polen kritisierte Franziskus. «Wie wäre es, wenn wir Putin zum Ausgleich ermutigen würden, den Mut zu haben, seine Armee aus der Ukraine abzuziehen», schrieb Aussenminister Radoslaw Sikorski auf X. «Dann würde sofort Frieden einkehren, ohne dass Verhandlungen nötig wären.» Der lettische Präsident Edgars Rinkevics schrieb auf X, man müsse das Böse bekämpfen und besiegen, damit das Böse die weisse Fahne hisse und kapituliere. 

(Reuters)