Mit Hilfe der Künstlichen Intelligenz sollen vergleichsweise günstige Kampf- und Aufklärungsdrohnen in Schwärmen operieren und gegen Störsignale des Gegners immun gemacht werden. Seit Ausbruch des Krieges Anfang 2022 sind mehr als 200 Technologiefirmen aus dem Boden geschossen, die sich mit diesem Thema beschäftigen.

Eines dieser Startups ist Swarmer. Es entwickelt Software, die den Angaben zufolge mehrere Drohnen zu einem weitgehend autonom agierenden Schwarm zusammenbringt. Ein Mensch gebe lediglich das Signal zum Angriff, denn eine manuelle Steuerung von mehr als fünf Drohnen oder Robotern gleichzeitig sei nahezu unmöglich, erläutert Swarmer-Chef Serhij Kuprijenko. Eine KI könne dagegen Hunderte dieser Maschinen kontrollieren. Das von seiner Firma entwickelte System dirigiere eine Gruppe von Aufklärungs- und Kampfdrohnen zu Lande und in der Luft. Dabei plane jede Drohne ihre Aktionen eigenständig und könne das Verhalten der übrigen Schwarm-Mitglieder antizipieren. Bislang sei die Software allerdings nur vereinzelt im Kampfeinsatz erprobt worden.

Einem ukrainischen Regierungsinsider zufolge wurden bei bisherigen Schwarm-Einsätzen jeweils etwa 20 Drohnen gemeinsam losgeschickt. Dabei sollten einige das Ziel direkt anvisieren, während andere dazu genutzt wurden, um die gegnerische Abwehr abzulenken oder auszuschalten. Hierbei behielt ein Mensch die Kontrolle, während die KI ihn bei der Auswahl von Zielen oder Flugrouten unterstützte.

Grössere Unabhängigkeit der Drohnen

Allerdings werden diese Drohnen bislang meist von Piloten per Fernsteuerung dirigiert. Um diese Verbindung zu kappen, setzen russische Streitkräfte Störsender ein. Dadurch stürzen die Maschinen ab oder verfehlen ihr Ziel. Bei ferngesteuerten Drohnen sei die Trefferquote kontinuierlich gesunken, inzwischen erreichten nur noch etwa 30 bis 50 Prozent ihr Ziel, sagt Max Makartschuk, Leiter der KI-Abteilung von Brave1, einem Wagniskapitalgeber der ukrainischen Regierung für Verteidigungstechnologien. «Wir arbeiten daher an einem Konzept, bei dem es keine Verbindung mehr zwischen Pilot und Drohne geben wird.» Dadurch könne die Zielgenauigkeit auf 80 Prozent steigen.

Swarmer und andere Firmen setzen hierfür auf Bild-Erkennung per KI. Bei gekappten Verbindungen zum Piloten sollen die Drohnen den Weg zum Ziel mit Hilfe ihrer Kameras eigenständig finden. Die dazu notwendige Software läuft auch auf Kleinstcomputern wie dem bei IT-Enthusiasten und Bastlern beliebten Raspberry Pi. Ein einfaches KI-Zielerfassungssystem werde daher sicher für etwa 150 Dollar je Drohne zu haben sein, prognostiziert Makartschuk. Russland arbeite bereits seit einigen Jahren an ähnlichen Technologien, betont Militärexperte Samuel Bendett von der Denkfabrik Center for a New American Security.

Er verweist allerdings auf ethische und rechtliche Fragen im Zusammenhang mit KI im Kriegseinsatz. Menschen müssten bei solchen Systemen immer die Kontrolle behalten, um Fehler bei der Zielauswahl zu verhindern. Das Europaparlament hatte bereits 2020 vor der möglichen Verletzung von Menschenrechten durch KI-Waffen gewarnt. Ausserdem könne es die Hemmschwelle für Kriege senken.

(Reuters)