Die Beteiligten versuchen, heikle Fragen zu klären, wie zum Beispiel die Frage einer staatlichen Absicherung und das Schicksal der Investmentbank des kleineren Unternehmens, schreibt Bloomberg.

Die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS soll noch am heutigen Samstagabend abgeschlossen werden. Schweizerische Nationalbank (SNB), Finma, UBS und Credit Suisse bemühten sich um eine schnelle Einigung, wie mit den Gesprächen vertraute Personen gegenüber der «Financial Times» (FT) am Samstag sagten.

Die Transaktion könnte vorsehen, dass die Credit Suisse Schweiz als eigenständige Einheit bestehen bleibt, die UBS das Wealth und Asset Management übernimmt und das Investment Banking der Credit Suisse in einer separaten Transaktion abgewickelt wird, so die FT weiter.

Die SNB und die Aufsichtsbehörde Finma hätten ihren internationalen Amtskollegen mitgeteilt, dass eine Übernahme durch die UBS die einzige Möglichkeit sei, um einen Zusammenbruch des Vertrauens in die CS zu verhindern. Allein in der vergangenen Woche seien während der Turbulenzen täglich mehr als 10 Milliarden Franken an Kundeneinlagen aus der CS abgeflossen.

Auch die US-Behörden würden mit ihren Schweizer Kollegen an einer möglichen Vereinbarung mitarbeiten, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg. 

Die beinhalte auch verschiedene Zugeständnisse an die UBS. Diese möchte etwa die Möglichkeit haben, alle nötigen globalen Kapitalvorschriften schrittweise erfüllen zu können. Darüber hinaus habe die UBS eine Art Entschädigung oder eine Vereinbarung des Bundes zur Deckung künftiger Rechtskosten gefordert.

Eine Einigung läge auch im Interesse der Behörden in Washington, da die beiden Banken in den Vereinigten Staaten tätig seien und als systemrelevant gelten würden. Möglilch ist in diesem Zusammenhang, dass die amerikanische Notenbank Fed im gleichen Zug einen Back-Stop für die US-Regionalbanken lancieren könnte. Das hätte den Vorteil, dass das globale Bankensystem auf einen Schlag stabilisiert werden könnte. 

Ein weiterer Grund für den Druck der Fed zur Bereinigung der Situation im globalen Bankensektor dürfte gemäss dem früheren Fed-Regulator Daniel Tarullo sein, dass die Krise zu einer massiven Verschärfung der finanziellen Konditionen gesorgt, wie er gegenüber Squak Box auf CNBC erklärte. Eine geordnete Abwicklung dürfte deshalb der Fed helfen, die Zinsen nicht zu stark anheben zu müssen, aber trotzdem das Ziel zu erreichen, dass die Konditionen an den Finanzmärkten nicht zu locker würden.

Weder CS noch UBS wollten sich zu der Angelegenheit gegenüber der Nachrichtenagentur AWP oder FT nicht äussern.

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Das Ergebnis der cash-Umfrage, ob die Credit Suisse in einem Jahr in dieser Form noch besteht, zeigte kurz nach Lancierung am späten Donnerstagabend klar: bei mehr als 1000 abgegebenen Stimmen sind bis zu 58 Prozent der befragten Schweizer Anlegerinnen und Anleger der Meinung, dass die Credit Suisse den Restrukturierungsprozess überlebe und in einem Jahr selbstständig unterwegs sei. Dieser satte Vorsprung der Befürworter ist aber bis am Samstag kontinuierlich auf 51 Prozent zurückgegangen. 

Denn gemäss diversen Medienberichten finden dieses Wochenende Gespräche zwischen der Schweizer Finanzmarktaufsicht (Finma), der Schweizerischen Nationalbank (SNB) und Credit Suisse hinter verschlossenen Türen statt, um das weitere Vorgehen durchzugehen. 

Unklar ist, ob die UBS hierbei ebenfalls am Tisch sitzt und ob die zwei Banken zusammengeführt werden, wie die «Financial Times» berichtete. Bloomberg erwähnt in einem separaten Artikel, dass die UBS einen allfälligen Vorschlag dieses Wochenende prüfe.

Wie weit solche Analysen zur Übernahme der ganzen Credit Suisse oder Teilen der angeschlagenen Grossbank fortgeschritten sind und ob noch an diesem Wochenende oder am Montag vor Börseneröffnung etwas kommuniziert wird, kann derzeit nicht abgeschätzt werden. Sowohl Credit Suisse wie UBS wollten sich gegenüber den Agenturen nicht zum Thema äussern.

Grundsätzlich sind verschiedene Szenarien denkbar, wobei die Herauslösung der Credit Suisse Schweiz und Auslagerung der restlichen Teile in eine neue, gesonderte Einheit eine Möglichkeit scheint, die aktuell ebenfalls zur Disposition stehen dürfte.

Mit dem lancierten Rettungsschirm der Schweizerischen Nationalbank machte sich unter den Marktbeobachtern zuerst die Meinung breit, das Problem dürfte gelöst sein. Skepsis war dann aber relativ schnell angezeigt, wie cash-Chefredaktor Daniel Hügli in seinem Kommentar hier ausführte. Aber die Ultima Ratio bereits am Wochenende war ein eher abwegiger Gedanke.

Doch weshalb die Notmassnahme der SNB nicht gegriffen? 

Drei Umstände dürften einen wesentlichen Einfluss gehabt haben. Erstens verfielen die europäischen Finanzpolitiker nach dem Kurssturz der Bankaktien am letzten Mittwoch wohl in Panik und befürchteten, es könne zu einer neuen Finanzkrise kommen. Dies, nachdem Anfang der Woche die Silicon Valley Bank für Verwerfungen am US-Finanzmarkt gesorgt hat.

Am Mittwoch ist die französische Premierministerin Elisabeth Borne denn auch direkt an die Schweizer Behörden herangetreten und hat diese aufgefordert, die Probleme der CS zu lösen. Zeitgleich versuchte der französische Finanzminister Bruno le Maire die Anlegerinnen und Anleger in Paris zu beruhigen. "Das französische Bankensystem ist stabil", sagte er. Später fanden offizielle Telefongespräche zwischen Paris und Bern statt. 

Zweitens übten auch die amerikanische Notenbank (Fed), die englische Notenbank (BoE) sowie die Europäische Zentralbank (EZB) am Mittwoch auf die Schweizerische Nationalbank (SNB) Druck aus, die Causa Credit Suisse sofort zu bereinigen. Entsprechend wurde von der SNB am Mittwoch Abend der CS Unterstützung zugesagt, um die Märkte zu beruhigen. 

Wie brenzlig die Situation von den Notenbankern und Finanzpolitikern eingestuft wurde, zeigte sich am Freitag: Die Währungshüter der EZB hatten sich Insidern zufolge erst nach dem Rettungspaket der Schweizerischen Nationalbank für die kriselnde Credit Suisse zu ihrem erneuten grossen Zinsschritt entschlossen. Die Notenbanken schätzten die Risiken als zu hoch ein, um wegen einer Schweizer Grossbank das ganze Finanzsystem ausser Kontrolle geraten zu lassen - und auf der anderen Seite von ihrem Zinserhöhungspfad zur Bekämpfung der Inflation abrücken zu müssen. Entsprechend wird die SNB unter enormem Druck gestanden haben, das wohl schon länger vorbereitete Paket mit der Credit Suisse vor dem EZB-Zinsentscheid sofort durchzuwinken.

Weitere Faktoren stellen das Überleben der CS in Frage

Die Credit Suisse konnte bis auf die Kreditzusage von 50 Milliarden Franken von der SNB in den letzten Tagen und Wochen praktisch keine positiven Unternehmensnachrichten vorzeigen. So ist es der Bank in den letzten Tagen offenbar nicht gelungen, den Abfluss von Kundengeldern zu stoppen. Weiter warnten Marktkommentatoren, dass die Credit Suisse ihren Kunden in Asien so hohe Zinsen zahlen müsse, dass es schwierig werde, das Businessmodell unter diesen Umständen aufrechtzuerhalten. Die Analysen zu den Unternehmensanleihen der Credit Suisse fielen ebenfalls negativ aus.

Thomas Daniel Marti
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