Am Mittwochmorgen gab Sabine Keller-Busse, Schweiz-Chefin der UBS, einen Ausblick auf die weiteren Integrationspläne der UBS in Sachen Credit Suisse im Heimmarkt. Bis 2026 sollen in der Schweiz rund 190 Filialen der beiden Banken übrig bleiben. Das wären dann wieder ungefähr so viele, wie die UBS vor der Zwangsübernahme der Credit Suisse im März 2023 hatte. Keller-Busse strebt dabei die «richtige» Höhe der Kosten an, wie sie am Mittwochmorgen betonte.
Ob dies half, den Aktienkurs der UBS am Mittwoch bis 1,5 Prozent auf 24,50 Franken steigen zu lassen, ist Spekulation. Sicher ist: Der Anstieg ist eher eine Ausnahme in der tristen jüngeren UBS-Kurshistorie an der Börse. In den letzten 18 Handelstagen schloss die Aktie an dreizehn Tagen im Minus. Zwischenzeitlich fiel die Aktie acht Tage in Folge, etwas, das beim UBS-Valor seit vier Jahren nicht mehr vorkam.
Die Folge: Die UBS-Aktie schneidet im internationalen Vergleich mittlerweile äusserst schlecht ab. Im laufenden Quartal liegt der Titel fast 8 Prozent im Minus. Damit befindet sich die UBS im 46 Mitglieder umfassenden europäischen Bankenindex von Bloomberg, der seit Ende Juni rund 2 Prozent zugelegt hat, auf dem letzten Platz. Seit Jahresbeginn reicht es dem UBS-Titel in dieser Gruppe noch auf den drittletzten Platz.
Der Vergleich mit dem US-Rivalen Morgan Stanley (MS) - die Bank ist weltweit am ehesten vergleichbar mit der UBS - fällt ebenfalls nicht zum Vorteil der Schweizer Bank aus. Die MS-Aktie hat sich performancemässig seit Ende Juni nicht verändert.
Klar: Eine generelle Marktschwäche, wie sie seit ein paar Wochen zu beobachten ist, wirkt sich in der Regel am schnellsten auf Bankaktien aus. Dazu kommt der Ausblick auf eine Reihe von Zinssenkungen weltweit in den nächsten Monaten. Gedeihlich für Banken mit bedeutenden Zinsdifferenzgeschäften ist das ebenfalls nicht.
Dennoch muss es UBS-spezifische Gründe geben für den deutlichen Kursrückgang. Die in solchen Fällen üblicherweise angeführten Gewinnmitnahmen bei Aktien, die lange eine guten Lauf hatten, greifen zu kurz.
Vielmehr macht sich wohl eine gewisse Integrationsmüdigkeit breit unter den UBS-Investoren. Die grossen Stories, wie man die Credit Suisse einverleiben will, scheinen erzählt. Jetzt kommt die wahre Mühsal-Arbeit, wie zum Beispiel die ab Herbst beginnende Überführung der CS-Kunden weltweit in die IT-Systeme der UBS - eine laut CEO Sergio Ermotti «technisch sehr anspruchsvolle» Aufgabe.
Der Markt ruft sich wahrscheinlich auch die letzten Quartalsresultate der UBS in Erinnerung. Die Bank hatte zwar ein gutes bis sehr gutes zweites Quartal hinter sich. Der Aktienkurs schoss am 14. August, als die Bank die Halbjahreszahlen bekannt gab, 5 Prozent in die Höhe.
Analysten der UBS bislang wohlgesinnt
Allerdings gab es auch einige Schattenseiten. So bildete sich der Gewinn im UBS-Kerngeschäft, der Vermögensverwaltung für wohlhabende Leute, wegen steigender Kosten im Vergleich zum Vorquartal zurück. Im heimischen Retailgeschäft verdiente die Bank ebenfalls weniger. Das Kosten-Ertrags-Verhältnis stieg hier im Vergleich zum Vorjahresquartal deutlich an.
Und dann ist da immer noch die offene Frage der strengeren Eigenmittelanforderungen für die Grossbank. Das schafft Unsicherheiten für die Investoren, wie Ermotti selber sagt. «Wir erwarten mehr Klarheit wahrscheinlich gegen Ende des Jahres oder Anfang 2025», sagte der UBS-Chef im August.
Druck auf den UBS-Aktienkurs haben Analysten übrigens nicht erzeugt. Der einflussreiche Kian Abouhossein von JPMorgan zum Beispiel bestätigte kürzlich das Kauf-Rating und das Kursziel von 31 Franken für die UBS-Aktie. Das durchschnittliche Kursziel der bei Bloomberg erfassten Analysten beträgt 28,34 Franken. Noch. Denn ein weiterer UBS-Kursrückgang würde sicher auch die Analysten auf den Plan rufen.
10 Kommentare
Nun Analysten sind nicht auf den Kopf gefallen. Selbst der Entfernteste kann inzwischen sehen, dass es nicht um eine Uebernahme get sondern die Eliminierung eines starken Konkurrenten. Die bestehende toxische Kultur hat viele gute Mitarbeiter vertrieben, darueber hinaus werden nun (hoffentlich) auch Regulatoren genauer hinsehen. Da ist noch viel Potential nach unten...
Die CS war alles andere als ein starker Konkurrent, sie war ein konkursieter Konkurrent. Und die toxische Kultur fand man in erster Linie in der CS, eine Kultur, die dazu geführt hat, dass viele fähigen CS Mitarbeitende schon vor Jahren zur UBS gewechselt haben und das CS Managment sich Jahrzehnte lang reichlich aus den Kassen bediente und die CS dabei immer tiefer ins Verderben führte.
Die UBS dafür zu kritisieren, dass sie nicht den gleichen Schwachsinn macht, den die CS machte, finde ich, sagen wir mal vorsichtig, überraschend.
Die UBS Aktie leidet primär unter einer künstlichen Nachfrageverknappung. Dies deshalb, weil die UBS als mit Abstand grösste Marktplayerin in den Mandaten keine UBS Aktien kauft - auch nicht gegen einen Disclaimer des Kunden. Wenn aber nur die kleinen Schweizer Finanzinstitute UBS Aktie kaufen, kommt die Nachfrage nie auf ein angemessenes Niveau.
Es gibt es viele ETFs, gerade auch im Umfeld PK und 3a, welche den SMI resp. den SPI mitabbilden. Da kommt schon einiges an Nachfrage zusammen. Ausserdem ist die UBS auch international gefragt.
Bei der UBS ist wohl eher eine gewisse Anlegerermüdung aktuell der Fall, die daher kommt, dass die UBS seit der Übernahme der CS von rund 19 auf bis zu 28 hochging, also rund 50% Performance machte. Das Potential, das sich mit der Übernahme der CS für die Aktie ergab, hat natürlich viele Kapital angezogen. Jetzt, da sich der Preis einzupendeln beginnt, geht auch das Handelsvolumen wieder zurück. Das ist eigentlich normal und war zu erwarten. Die Zeit der Spekulation ist vorbei, jetzt beginnt die harte Arbeit. Wenn die UBS liefert, wird sich das dann auch im Titel zeigen.
Für mich ist die UBS ein buy, ich sehe sie ähnlich wie JPMorgan, die Ertragskraft und das Potential für eine Bewertung oberhalb 30 hat die UBS, daran habe ich keinen Zweifel. Aber es besteht das Risiko der verschärften Eigenkapitalvorschriften, welche sich natürlich negativ auf die EK Rentabilität auswirken würde, weil der FK Leverage dann zurückgeht. Nur: Ich glaube nicht daran, dass die Schweiz willens und in der Lage ist, eine Lex UBS durchzusetzen, wenn es in der Schweiz nur die UBS betrifft und international keine gleichwertige Regelung für vergleichbare Banken getroffen wird. Darum bin ich weiter positiv, was die UBS betrifft.
Die UBS ist die schlechteste Bankaktie der letzten 20 Jahre.
Genau. Ist auch die schlechteste Bank Europas.
Bitte nicht von Zwangsübernahme schreiben, denn das ist nicht korrekt. Die UBS hätte die Übernahme der CS ablehnen können. Die CS hatte keine andere Wahl, aber nicht, weil sie von Dritten dazu gezwungen wurde, sondern weil das CS Management die CS ein eine Situation gebracht hatten, aus der sie alleine nicht mehr rauskam und weil die CS Eigentümer nicht bereit waren, das notwendige zusätzliche EK einzuschiessen. Es war also keine Zwangsübernahme, sondern die einzige Alternative zum Konkurs.
Die CS hat unter Thiam eine Kapitalerhöhung nach der anderen bei der naiven Anlegerschaft durchbekommen. Die flapsige äusserung eines Vertreters der saudischen Staatsbank hat einfach das Kartenhaus schneller zum Einstürzen gebracht. Ob die Mehrheit der Anleger zu einer KE bereit gewesen wäre, bleib insofern offen. Viele Akteure haben ganz am Schluss auf staatliche Rettung gewettet und sind ein überproportionales Risiko in CS eingegangen. Dass diese Leute geohrfeigt wurden, finde ich ganz ok.
Da bin ich sehr einverstanden damit. Ungenaue Wortwahl war auch der Ursprung der CS Probleme. Da bezahlt man große Saläre an Verantwortliche Kommunikation und die bringen keine präzisen Aussagen auf die Reihen. Die UBS macht denselben Fehler wieder.
@mueret00
Die CS war, wenn man mit dem heutigen Wissen zurückrechnet, seit 2010 unterkapitalisiert und hat es in der Folge nie geschafft, sich die notwendigen EK Reserven zu schaffen. Das hatte u.a. damit zu tun, dass die Bank einen Verlust am anderen zu verbuchen hatte, u.a. aus Rechtsfällen und Fehlspekulationen, und durch das CS Management, das Milliarden aus der Kasse genommen hat.
Mit den kleinen Kapitalerhöhungen zwischendurch wurden defacto jeweils nur die Verluste und die Boni des Managements finanziert, aber keine Basis für die Zukunft geschaffen.
Diese Situation hat dazu geführt, dass vom bestehenden Aktionariat niemand der CS weiteres Geld geben wollte, um so weiter zu machen, wie bisher. Darum hat sich das Management dann so unqualifizierte Investoren wie die Staatsfonds Saudiarabiens und Katars an Bord geholt. Deren Verhalten kann man nur als höchst inkompetent und unprofessionell bezeichnen, was aber genau jenem des CS Managements entspricht. Und neben der unprofessionellen Kommunikation ist Fakt, dass keiner dieser Eigentümer weiteres Geld in die CS geben wollte. Die CS war nicht zu retten. Die Frage war nur noch, (a) kann man Teile retten und (b) geht alles auf's Mal nieder oder kann man den Niedergang staffeln, was für alle Beteiligten besser zu verdauen ist.