Den Aktien der Grossbank UBS ist etwas die Luft ausgegangen. Für dieses Jahr weist der Titel noch eine Performance von 4 Prozent aus, was hinter dem Gesamtmarkt liegt. In den letzten vier Wochen resultiert sogar ein Minus von 2 Prozent. Dies, nachdem die Aktie zwischen Ende Juni 2023 und Ende März 2024 noch um über 50 Prozent angestiegen war. 

Kursentwicklung der UBS-Aktien.

Dabei hat es die UBS nach der Übernahme der Credit Suisse im ersten Quartal 2024 zurück in die schwarzen Zahlen geschafft. Sie verdiente dabei 1,76 Milliarden US-Dollar, wie die Grossbank Anfang Mai mitteilte. Treibende Kräfte für dieses Ergebnis waren ein günstigeres Marktumfeld, Kosteneinsparungen, die schneller als erwartet umgesetzt wurden, sowie eine beschleunigte Abwicklung der Geschäftsbereiche, aus denen die UBS aussteigen möchte.

Das lässt Mutmassungen auch auf den Geschäftsverlauf im zweiten Quartal zu: «Der wiederkehrende Kommissionsertrag wird dank gestiegener Aktienmärkte höher ausfallen. Dagegen wird der Ertrag aus dem Zinsengeschäft wahrscheinlich sinken», sagt Vontobel-Bankexperte Andreas Venditti. Auch im zweiten Quartal würden Restrukturierungskosten in Milliardenhöhe anfallen, die das ausgewiesene Ergebnis belasten werden. Der Abbau des Altlastenportfolios trug im ersten Quartal positiv zum Ergebnis bei. Dieses bleibt für Venditti ein «Joker», wobei die Auswirkung auf das Ergebnis des zweiten Quartals unsicher sei.

IT-Migration als grösste Herausforderung

Die UBS ist bei der Integration der Credit Suisse Anfang Juli einen entscheidenden Schritt weiter gekommen. Die Zusammenlegung der hiesigen Rechtseinheiten - UBS Switzerland und CS Schweiz - wurde abgeschlossen. «Die Integration der CS ist insgesamt im Plan, wobei die rechtlichen Zusammenschlüsse schneller als geplant realisiert wurden», ordnet Venditti die Situation ein. Nach diesen Zusammenschlüssen sei nun der Weg frei für die nächste Integrations- und Restrukturierungsphase. Eine der grössten Herausforderungen ist dabei die Migration sämtlicher CS-Kundendaten auf die UBS-Systeme – wahrscheinlich eines der grössten IT-Projekte, die in der Schweiz je realisiert wurden.

Die Integration der CS in die UBS ist das eine, die Regulierung das andere: «Die politischen Hürden sind noch nicht genommen. Insbesondere der Schlussbericht der parlamentarischen Untersuchungskommission, der Ende Jahr erwartet wird, dürfte für den künftigen Kapitalbedarf von Bedeutung sein», warnt Michael Klien von der Zürcher Kantonalbank (ZKB), fügt aber gleichzeitig an, dass es empfehlenswert sei, investiert zu bleiben. Die Integration der CS böte ein substanzielles «Upside».

UBS mit Bewertungsabschlag gegenüber der US-Konkurrenz

«Ein Misserfolg bei der CS-Integration oder ein Überschiessen der Regulierungsanforderungen gehören zu den Risiken», so Venditti, der die Aktie mit einem Kursziel von 31 Franken zum Kauf empfiehlt. Falls die Integration der CS über die nächsten Jahre erfolgreich umgesetzt wird und UBS ihre ambitiösen Finanzziele erreicht, sollte sich der hohe Bewertungsabschlag gegenüber den wichtigsten US-Konkurrenten reduzieren. 

Das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) liegt bei der UBS bei 1,15. Bei der JP Morgan liegt dieser Wert bei 1,95, bei Goldman Sachs bei 1,4 und bei Bank of America bei 1,21. Die Kennzahl errechnet sich, indem der Aktienkurs durch den Buchwert je Aktie dividiert wird. Der Buchwert entspricht dem Eigenkapital, das allen immateriellen Vermögensgegenstände, Sach- und Finanzanlagen eines Unternehmens entspricht. Dividiert man den Wert durch die Anzahl der am Markt erhältlichen Titel, ergibt sich der Buchwert je Aktie.

Die UBS bleibt spannend, auch an der Personalfront. Die UBS will die Nachfolge um den Chefposten von Sergio Ermotti womöglich schon in weniger als einem Jahr geregelt haben. Der neue Chef oder die neue Chefin soll aus der Bank stammen. Nach der jüngsten Rochade und der Erweiterung der Aufgabenbereiche sieht Venditti die beiden Co-Leiter des Wealth Managements, Iqbal Khan und Rob Karofsky, klar in der Pole Position für den Top Job.

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