Firmenchef Björn Rosengren nimmt nach etwas mehr als vier Jahren an der Spitze von ABB den Hut. Er wird den Chefsessel im Sommer an Morten Wierod weitergeben und die schweizerisch-schwedische Industriegruppe zum Jahresende hin verlassen. Das geht am frühen Freitagmorgen aus einer Mitteilung an die Medien hervor.

Für Beobachter ist der Rücktritt Rosengrens genauso überraschend wie enttäuschend. Dass mit dem bisherigen Leiter des Geschäftsbereichs Elektrifizierung ein interner Nachfolger in die Fussstapfen Rosengrens tritt, wird grundsätzlich zwar begrüsst. Dennoch sei der Rücktritt des bisherigen Firmenchefs nach nur gerade vier Jahren ein herber Verlust ABB, wie es weiter heisst.

Rosengren der Architekt der «neuen ABB»

Diese Meinung scheint man an der Börse durchaus zu teilen, wird die ABB-Aktie zur Stunde doch mit einem Minus von 1,2 Prozent auf 40,14 Franken für die Neuigkeiten abgestraft. Im frühen Handel wurden zeitweise sogar Kurse von um die 39,31 Franken bezahlt.

Wie aus den Handelsräumen hiesiger Banken verlautet, hat sich die schweizerisch-schwedische unter Rosengren zum Musterschüler gemausert. Er gilt folglich als "Architekt der neuen ABB". Das Unternehmen gilt heute als schlanker und ist daher nicht nur wendiger, sondern auch rentabler als früher. Unter Rosengren ist der Aktienkurs von 17 auf mehr als 40 Franken gestiegen. Kein Wunder also, geniesst der gebürtige Schwede gerade in angelsächsischen Anlegerkreisen grosses Ansehen.

Von Krisen begleitete Zeit als Firmenchef

In einem Kommentar der Basler Kantonalbank setzt sich die Autorin vor allem mit dem künftigen Firmenchef auseinander. Dieser sei sehr gut mit dem dezentralen Geschäftsmodell von ABB vertraut, verfüge über umfangreiche Expertise in den wichtigsten Kundensegmenten sowie über eine starke Leistungsbilanz.

Den scheidenden Firmenchef zitiert sie hingegen mit Worten von einer seiner letzten Analystenkonferenzen, wonach er bei ABB die herausforderndsten, gar schlimmsten Jahre seiner Karriere erlebt habe. Er sei mit seinem Unternehmen von einer internationalen Krise in die nächste geraten. Der Analystin zufolge spielt Rosengren damit etwa auf die Corona-Pandemie, den Ukraine-Krieg und den Teuerungsschub an. Sie stuft die ABB-Aktie wie bis anhin mit "Marktgewichten" und einem Kursziel von 37,40 Franken ein.

Nachfolger für Analysten kein Unbekannter

Ihrem Berufskollegen bei der Zürcher Kantonalbank zufolge hat ABB das Nachfolgethema sowohl naht- als auch reibungslos gelöst. Er sieht in Morten Wierod einen erfahrenen undd an den Kapitalmärkten bereits bekannten und hoch geschätzten neuen Firmenchef. Der ZKB-Analyst äussert jedoch die Befürchtung, dass ABB künftig mutiger und noch ehrgeiziger agieren könnte. Das berge gewisse Risiken. Dennoch belässt er das Anlageurteil bei "Marktgewichten".

Für den Vontobel-Analysten kommt die Rochade an der ABB-Spitze um einiges früher als gedacht. Doch auch er schätzt die Leistung Wierods als Spartenleiter als gut ein und begrüsst deshalb dessen Ernennung zum Firmenchef. Die Aktie wird bei Vontobel unverändert mit "Buy" und einem Kursziel von 42 Franken eingestuft.

Wie die amerikanische JPMorgan festhält, war Wierod eigentlich von Beginn weg die richtige Wahl als Nachfolger von Björn Rosengren. In welche Richtung es bei ABB unter Wierod gehen dürfte, lässt sich für den zuständigen Analysten jedoch noch nicht abschliessend sagen. Er bleibt deshalb bei "Neutral" und einem Kursziel von 36 Franken.