Die Währungshüter hoben den Schlüsselsatz auf 40,0 von 35,0 Prozent an, wie die Notenbank am Donnerstag mitteilte. Von Reuters befragte Experten hatten lediglich einen Anstieg auf 37,5 Prozent erwartet. Es ist bereits der sechste Schritt nach oben, seit die neue Zentralbankchefin Hafize Gaye Erkan im Juni einen Schwenk Richtung straffer Geldpolitik vollzogen hatte. Die Währungshüter signalisierten nun allerdings eine langsamere Gangart: Sie sehen sich «beachtlich nahe» an einem straffen geldpolitischen Niveau, das zu einem nachhaltigen Rückgang der Inflationsraten führen soll.
Die Teuerungsrate lag im Oktober bei 61,4 Prozent. Damit schwindet die Kaufkraft der Bürger rapide und in Devisen abgerechnete Importe wie etwa Erdöl werden immer teurer. Zudem hat die Landeswährung Lira dieses Jahr bereits kräftig an Aussenwert eingebüsst. Die Notenbank hat ein Inflationsziel von 5 Prozent, das sie als ideal für die Wirtschaft ansieht. Anfang November hatte sie ihre Prognose für die Teuerung zum Jahresende auf 65 Prozent angehoben. Für Ende kommenden Jahres werde mit einer Teuerung von dann noch 36 Prozent gerechnet.
Nach seiner Wiederwahl hatte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan die ehemalige Wall-Street-Bankerin Erkan zur Zentralbankchefin ernannt. Diese richtete die Geldpolitik neu aus, nachdem zuvor ein der gängigen ökonomischen Lehre zuwiderlaufender Kurs gefahren worden war. So hatte die Zentralbank trotz der extrem hohen Inflation die Zinsen gesenkt, anstatt sie im Kampf gegen die Teuerung anzuheben. Als Folge wertete die Landeswährung Lira jedoch drastisch ab, was wiederum das Inflationsproblem verschärfte.
(Reuters)