Präsident Recep Tayyip Erdogan gab den Schritt am Mittwoch bekannt, weniger als sechs Monate vor einer mit Spannung erwarteten Wahl. Welche zusätzlichen Kosten für den Staat entstehen, war zunächst unklar. Bislang galt in der Türkei ein Mindestalter von 60 Jahren für Männer und 58 für Frauen. Arbeiterverbände hatten sich seit längerem gegen ein Mindestalter gesträubt und verlangt, die einzige Bedingung dürfe eine Mindestanzahl von gearbeiteten Tagen sein. Diese Vorgabe bleibt bestehen.

Die Entscheidung reiht sich ein in andere Reformen vor den Parlaments- und Präsidentenwahlen im Juni. Erdogans Regierungspartei AK erhöhte in der vergangenen Woche den Mindestlohn deutlich. Er soll ab kommenden Jahr im Monat auf 8500 Lira (rund 429 Euro) steigen. Dies ist damaligen Angaben der Regierung zufolge ein Plus von gut 50 Prozent zum Juli und um 94 Prozent gegenüber Januar 2022. Die Türkei ist mit hoher Inflation, einer Schwäche der Landeswährung Lira und einem Rückgang des Lebensstandards konfrontiert. Erdogans Regierung und die Zentralbank haben mit einer teils unorthodoxen Finanz- und Wirtschaftspolitik reagiert, insbesondere bei den Zinsen.

Gegenwärtig gibt es 13,9 Millionen Rentner in der Türkei. Erdogan zufolge könnten nach den neuen Regeln nun 2,25 Millionen zusätzliche sofort dazukommen. In der Türkei leben knapp 85 Millionen Menschen, grob so viele wie in Deutschland. Dort dringen Wirtschaftsverbände auf eine Abschaffung der vorgezogenen Rente mit 63. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz hatte jüngst erklärt, er wolle, dass mehr Menschen mit 67 Jahren in Rente gehen statt früher.

(Reuters)