Bei einer Kundgebung am Samstag (Ortszeit) in Nevada nannte er die ehemalige UN-Botschafterin «Spatzenhirn» und warf ihr vor, «fast eine linksradikale Demokratin» zu sein. «Es ist Zeit, das zu beenden», forderte er mit Blick auf das Kandidaten-Rennen, in dem Haley die letzte republikanische Konkurrentin von Trump ist.
Mit Blick auf Äusserungen Haleys, die angesichts des Alters von Trump (77 Jahre) und vom demokratischen Präsidenten Joe Biden (81 Jahre), Zweifel an deren geistiger Spannkraft geäussert hatte, sagte Trump, er habe heute schärfere geistige Fähigkeiten als noch vor 20 Jahren. An die Adresse Haleys gerichtet forderte er kognitive Tests für alle Kandidaten.
Trump hat sich in letzter Zeit einige Ausrutscher geleistet. Während einer Rede am 19. Januar verwechselte er Haley mit der ehemaligen demokratischen Parlamentspräsidentin Nancy Pelosi. Bei einer anderen Gelegenheit deutete er an, dass der ehemalige demokratische Präsident Barack Obama noch im Amt sei. Gelegentlich scheint Trump zudem seine Worte zu verschlucken.
Nach seinem Triumph bei den Vorwahlen in New Hampshire scheint Trump die Nominierung zum republikanischen Präsidentschaftskandidaten sicher. Bei den Vorwahlen in Nevada am 8. Februar tritt Haley erst garnicht gegen ihn an. Trotzdem will die 52-Jährige im Rennen bleiben. Ein möglicher Wendepunkt ihrer Kampagne könnten die Vorwahlen in ihrem Heimatstaat South Carolina am 24. Februar werden. Allerdings hat sie angekündigt, ihre Kampagne auch nach der Abstimmung in South Carolina fortzusetzen.
Fake-Notrufe schüren Unsicherheit
Unterdessen verschärft sich das Klima im gesamten amerikanischen Wahlkampf. Die Polizei hat eine Welle von Drohungen und Einschüchterungsversuchen gegen Regierungsbeamte, Mitglieder der Justiz und Wahlhelfer registriert. Dazu gehört ein vorgetäuschter Notfall im Haus Haleys am 30. Dezember in Kiawah Island in South Carolina. Aus Unterlagen der Kommune, von denen Reuters Kenntnis bekam, geht hervor, dass ein Mann behauptet hatte, im Haus Haleys eine Frau erschossen zu haben und gedroht hatte, sich selbst zu verletzen. Haley Kampagnen-Team lehnte eine Stellungnahme zu den Darstellungen ab.
Die angebliche Gewalttat reiht sich ein in eine Reihe von «Swatting»-Fällen, bei denen es darum zu gehen scheint, mit vorgetäuschten Notfällen Unruhe auszulösen. Experten sehen darin eine Form der Einschüchterung, die zunehmend gegen prominente Persönlichkeiten eingesetzt wird. Die Zahl ähnlicher Übergriffe und Drohungen hat in den letzten zwei Monaten stark zugenommen und richtet sich sowohl gegen Verbündete als auch gegen Rivalen Trumps. Ziele sind Menschen, die sich öffentlich gegen Trump gestellt haben, wie das Mitglied der Regierung vom Bundesstaat Maine, Shenna Bellows. Auch Richter und mindestens ein Staatsanwalt, der Fälle gegen Trump bearbeitet, wurden ins Visier genommen. Betroffen sind auch Trump-Unterstützer wie die Abgeordnete Marjorie Taylor Greene.
Reuters hat mindestens 27 Attacken auf Politiker, Staatsanwälte, Wahlhelfer und Richter seit November 2023 dokumentiert. Dazu zählen republikanischen Staatsbedienstete in Georgia bis hin zu Angriffen auf die Residenz von Biden im Weissen Haus in diesem Monat. Einige Notrufe weisen verblüffende Ähnlichkeiten auf. In zwei Fällen rief eine Person, die sich als «Dschamal» ausgab, die Polizei an und sagte, er habe seine Frau getötet. Reuters konnte die Aufzeichnungen der Notrufe abhören.
(Reuters)