Explodierende Kosten, gestörte Lieferketten, langwierige Genehmigungsverfahren und auch hausgemachte Probleme setzen Konzernen wie Siemens Energy, Vestas oder Orsted zu. «Der ganze Markt ist im Moment angestrengt und eng», klagte Siemens-Energy-Chef Christian Bruch am Mittwoch bei der Vorstellung der Quartalsbilanz.
Dabei spielt die Branche eine Schlüsselrolle bei der Energiewende. Windräder an Land und auf See sollen in Deutschland und weiteren europäischen Ländern das Rückgrat einer klimaschonenden Energieversorgung bilden.
Der weltgrösste Windparkentwickler Orsted zog nach milliardenschweren Verlusten jetzt die Reissleine. Er legte am Mittwoch ein umfassendes Sparprogramm inklusive Jobabbau auf. Ziel sei es, die Fixkosten bis 2026 um eine Milliarde dänische Kronen zu reduzieren. Weltweit sollen 600 bis 800 Arbeitsplätze abgebaut werden, für die Jahre 2023 bis 2025 fallen die Dividenden aus.
«Wir überarbeiten unser Betriebsmodell, um Risiken zu reduzieren», sagte Orsted-Chef Mads Nipper. Das Ziel für die Stromerzeugungskapazität bis zum Ende des Jahrzehnts von 50 Gigawatt (GW) werde auf 35 bis 38 GW gesenkt. Weil die Kosten aus dem Ruder liefen und die Lieferketten stockten hat der dänische Konzern bereits Offshore-Projekte in den USA und Grossbritannien gestoppt.
Die Herausforderungen werden sich fortsetzen, erklärte der Chef des weltgrössten Windturbinen-Herstellers Vestas, Henrik Andersen. «Die unruhige geopolitische Lage, langsame Verfahren und Verzögerungen beim Netzausbau werden auch 2024 für Unsicherheit sorgen.» Vestas gelang es im vergangenen Jahr zwar, in die Gewinnzone zurückzukehren. Eine Dividende soll es aber nicht geben.
Siemens Energy will von Kraftwerksbau profitieren
Dem Energietechnik-Konzern Siemens Energy schaffte es nur dank Beteiligungsverkäufen, im ersten Quartal seines Geschäftsjahres 2024 einen Gewinn nach Steuern von 1,6 Milliarden Euro zu erzielen. Stark belastet habe das Ergebnis erneut die mit Qualitätsmängeln kämpfende spanische Windturbinentochter Siemens Gamesa.
«Wir konzentrieren uns weiterhin darauf, die Qualitätsprobleme in unserem Onshore-Windgeschäft zu lösen und das Wachstumspotenzial für den Rest des Unternehmens auszuschöpfen», betonte Vorstandschef Christian Bruch. Insgesamt komme der Ausbau der Erneuerbaren Energien und der Netze hierzulande zu langsam voran. Weltweit sei China führend.
Siemens Energy kämpft seit Jahren mit hohen Verlusten bei Gamesa. Das Windenergie-Geschäft mit Anlagen an Land (Onshore) hadert mit Qualitätsmängeln. Der Bereich mit Anlagen für den Betrieb auf hoher See (Offshore) hat Anlaufprobleme in neuen Werken.
Der Konzern, dessen Geschäfte mit Gasturbinen und Netzen brummen, hat Aufträge im Volumen von 118 Milliarden Euro in den Büchern - soviel wie noch nie. Bei Gamesa erwartet Bruch allerdings 2024 einen Verlust vor Sondereffekten von rund zwei Milliarden Euro.
Profitieren will Siemens Energy von der Kraftwerksstrategie der Bundesregierung. «Wir gehen davon aus, dass einige Projekte bei uns landen.» Die Ausschreibungen müssten noch in diesem Jahr kommen.
(Reuters)
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Nachhaltigkeit an der Börse endet meistens mit Verlust.