Vergangene Woche war es die Cembra Bank, die am Markt spektakulär abstürzte, nachdem der Partner Migros im Kreditkartengeschäft den Stecker zog. Auch diese Woche haben überraschende Ankündigungen bei klein und mittelgross kapitalisierten Firmen den Handel dominiert. Für die Zürcher Medien- und E-Commerce-Gruppe TX Group wirkte dies an der Börse anders als bei Cembra extrem positiv.
Die Aktie der TX Group, ehemals Tamedia, ist diese Woche regelrecht aus dem Schatten getreten. TX Group zählt generell zu den weniger stark beachteten Titeln im Swiss Performance Index (SPI). Normalerweise werden am Tag 2000 Aktien gehandelt, diese Woche waren es 50'000.
Der Corona-Absturz Anfang 2020 hatte dem Titel stark zugesetzt. Im 12-Monate-Rückblick bis Anfang dieser Woche hat der Kurs wieder zugelegt, von 66 auf 89 Franken. Den "Spike" auf 135 Franken diese Woche verdankt die Aktie einer News-Ankündigung.
TX Group und Ringier wollen Online-Marktplätze gemeinsam an Börse bringen |
Die TX Group verlegt Zeitungen und betreibt News-Portale, besitzt aber auch mehrere erfolgreiche Online-Marktplätze. Diese sollen mit Plattformen aus dem Medienhaus Ringier und im Verbund mit zwei weiteren Partnern in einem Gemeinschaftsunternehmen gebündelt werden.
Das geplante Joint-Venture mit circa 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit (wie von Branchenkennern) geschätzt 250 bis 300 Millionen Franken Umsatz soll Namen wie Ricardo, tutti.ch, Homegate und Car For You (von TX Group) sowie ImmoScout24, AutoScout24, MotoScout24, FinanceScout24 und anibis.ch (von Ringier-Seite) enthalten, wie am Dienstag bekannt gegeben wurde. Das Unternehmen wird mittelfristig an der Börse kotiert werden.
Der Kurs der TX-Group-Aktie seit Anfang 2020 (Grafik: cash.ch).
Auftrieb gegeben hat der Aktie, die auf eine Wochenperformance von 48,3 Prozent kommt, auch ein Kommentar der Zürcher Kantonalbank (ZKB). Ein Analyst der Bank sieht den Kurs unter Betrachtung des fairen Wertes gar auf 203 Franken steigen. Die Zusammenarbeit mit Ringier sei ein "Game Changer" für die TX Group, hiess es im ZKB-Kommentar.
Online-Marktplätze sind im Alltags-Konsum durch die Digitalisierung dominierend geworden. Die TX Group und ihre Partner, glaubt man der ZKB, können noch gehörig Potential ausschöpfen.
Von einer Ankündigung stark profitiert hat auch die Aktie von Polyphor. Nach dem Rückschlag mit dem Brustkrebsmedikament Balixafortide soll das kriselnde Biotechunternehmen nun mit der US-Firma EnBiotix fusionieren. De facto aber wird Polyphor übernommen, und EnBiotix erhält durch den Deal die Polyphor-Börsenkotierung in der Schweiz.
Trotz Wochenplus von 29,6 Prozent besteht bei der Aktie ein Minus in der Jahresperformance von 75 Prozent. Polyphor tritt nun in eine interessante neue Phase ein und sollte unter Beobachtung gehalten werden. Zu viel versprechen für den Aktienkurs kann man aber noch nicht.
Ohne spezifische News-Ankündigungen hat auch Medartis (+14,1 Prozent) den Kursanstieg weitergeführt. Mit einer Performance von 188 Prozent seit Anfang Jahr toppt der Implantatehersteller alle anderen Schweizer Aktien in diesem Zeitraum. Die Zahlenpräsentation am 17. August hat die hohen Erwartungen an das Medtech-Unternehmen eher noch verstärkt.
SMI tritt auf der Stelle
So spektakulär sich die Kurse am breiten Markt entwickelten, so lahm ist die Woche im Blue-Chip-Index Swiss Market Index (SMI) verlaufen. Die Berichtssaison der Grosskonzerne ist seit einigen Wochen vorbei - dies merkt man überdeutlich auch bei den Kursen.
Der Index selbst tritt auf der Stelle. Alcon (+3,6 Prozent) als Top-Aktie der Woche bestätigt insofern den derzeit erfolgreichen Verlauf des Turnarounds des Augenpflegekonzerns. Bei Swiss Re (-3,7 Prozent) am unteren Ende des Charts spielt hinein, dass die Naturkatastrophenbelastung für Versicherer dieses Jahr hoch ist.
Der Hurrikan "Ida" an der Golfküste der USA alleine könnte mit 18 Milliarden Dollar zu Buche schlagen. Auch die verheerenden Sturzregen und Hochwasser in Deutschland im Juli verursachen massiv Kosten.
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