Der US-Elektroautobauer Tesla streicht angesichts einer schwächeren Nachfrage nach seinen Fahrzeugen weltweit mehr als jeden zehnten Arbeitsplatz. Tesla-Chef Elon Musk kündigte den Stellenabbau in einer internen Mitteilung an, die Reuters am Montag vorlag. «Das wird uns schlank, innovativ und hungrig für die nächste Wachstumsphase machen», schrieb Musk. Er hasse den Schritt, aber er sei nötig. Auf seiner Kurznachrichtenplattform X fügte er an, sein Unternehmen müsse ungefähr alle fünf Jahre sich neu aufstellen, um sich für die nächste Wachstumsphase zu rüsten.
Musk liess offen, wie viele der derzeit gut 140'000 Mitarbeiter genau gehen müssen und wie viele Stellen im Werk in Grünheide bei Berlin wegfallen. Dirk Schulze, Bezirksleiter der IG Metall in Brandenburg sagte, der neu gewählte Betriebsrat sei nicht über den Stellenabbau informiert worden. Er verwies darauf, dass es in Deutschland rechtlich vorgeschrieben sei, mit der Arbeitnehmervertretung darüber zu sprechen, wie die Arbeitsplätze gesichert werden könnten. Einer mit dem Vorgang vertrauten Person zufolge wurden die ersten Tesla-Mitarbeiter in den Werken in Kalifornien und Texas bereits informiert. Zumindest einige der Kündigungen erfolgten mit sofortiger Wirkung. Tesla antwortete zunächst nicht auf die Bitte um Stellungnahme.
Auch Spitzenmanager verlassen das Unternehmen. Die beiden Vize-Präsidenten Drew Balingo, für die Batterieentwicklung zuständig und Teil des engsten Kreises um Elon Musk, und Rohan Patel kündigten beide ihren Abgang über Twitter an. Ihr Ausscheiden sei ein «negatives Signal», dass Tesla Wachstumsprobleme habe, sagte Michael Ashley Schulman, Chefinvestor beim Finanzdienstleister Running Point Capital Advisors.
An der Börse gaben die Tesla-Papiere nach. Seit Jahresbeginn haben sie ein knappes Drittel an Wert verloren - anders als die Aktien etablierter Autohersteller wie GM oder Toyota, die deutlich zugelegt haben. «Tesla wird als Unternehmen erwachsen und ist nicht mehr die Wachstumsgeschichte, die es lange war», sagte Craig Irwin, Analyst beim Finanzdienstleister Roth Capital. «Entlassungen lassen darauf schliessen, dass das Management davon ausgeht, dass die Nachfrage noch länger schwach bleiben wird.» Über die Entlassungen hatten zuvor das «Handelsblatt» und die Technologie-Publikation «Electrek» berichtet.
Derzeit schwächelt weltweit der Markt für Elektroautos. Tesla war mit einem deutlichen Absatzrückgang in das Jahr gestartet. Es war das erste Mal seit fast vier Jahren, dass das Unternehmen weniger Fahrzeuge verkauft hat als vor Jahresfrist. Der Elektroautopionier ist zwar weiterhin der grösste Hersteller von reinen Elektroautos - allerdings ist ihm der chinesische Anbieter BYD auf den Fersen. Dazu kommt die härtere Konkurrenz durch Branchenneulinge wie den Smartphone-Hersteller Xiaomi in China und das wachsende Angebot an Elektroautos etablierter Hersteller wie VW. Die Wirkung von Preissenkungen und Rabatten schwindet mittlerweile, da die Amerikaner ihre in die Jahre gekommene Modellpalette nur langsam auffrischen und erst im kommenden Jahr mit wichtigen Neuheiten aufwarten. Insidern zufolge hat Tesla sein Vorhaben begraben, ein preisgünstiges Elektroauto für den Massenmarkt zu bauen. Musk wies diese Darstellung zwar zurück, liess jedoch offen, was genau falsch war.
(Reuters)