Insgesamt haben sich die Kursverluste seit den Betrugsvorwürfen gegen den Mischkonzern damit bis Mittwoch auf 84 Milliarden Dollar aufgetürmt. Die erfolgreiche Zweitplatzierung von Aktien im Wert von 2,5 Milliarden Dollar am Dienstag hatte dem Multi-Milliardär Gautam Adani damit nur eine kurze Verschnaufpause verschafft.
Die Aktien der als Zentrum des Mischkonzerns gesehenen Firma Adani Enterprises stürzten zur Wochenmitte um mehr als ein Viertel ab. Die Titel von Adani Ports and Special Economic Zone fielen um knapp 20 Prozent, Adani Total Gas brachen um zehn Prozent ein. Durch den Ausverkauf rutschte Adani auf der Forbes-Liste der Super-Reichen mit einem geschätzten Nettovermögen von 76,8 Milliarden Dollar auf Platz 15 von ehemals Platz 3 ab. Sein Imperium umfasst Häfen, Flughäfen, Bergbau, Stromerzeugung, Speiseöle, erneuerbare Energien, Medien und Zement.
"Es gab gestern einen leichten Aufschwung, als der Aktienverkauf durchging, nachdem er zu einem gewissen Zeitpunkt schon unwahrscheinlich erschien, aber jetzt kommt die schwache Marktstimmung nach dem wie eine Bombe eingeschlagenen Hindenburg-Bericht wieder durch", sagte Ambareesh Baliga, ein unabhängiger Marktanalyst mit Sitz in Mumbai. Die Agentur Bloomberg berichtete unterdessen, dass die Credit Suisse Anleihen von Firmen der Adani-Gruppe nicht mehr als Sicherheiten für bestimmte Kredite für Wertpapierkäufe an ihre Private-Banking-Kunden akzeptiere. Dies sei ein wichtiger Faktor für die erneuten Kursverluste, sagte Deven Choksey, Geschäftsführer von KRChoksey Shares and Securities. Die Credit Suisse gab keinen unmittelbaren Kommentar ab.
Der US-Leerverkäufer Hindenburg Research hatte vergangene Woche mitgeteilt, auf fallende Kurse zu setzen und deshalb Short-Positionen an Adani-Firmen über in den USA gehandelte Anleihen zu halten. Zugleich veröffentlichte Hindenburg einen Bericht, in dem der Adani-Gruppe vorgeworfen wurde, Offshore-Steuerparadiese zu nutzen und Aktien zu manipulieren. Der Bericht äußerte auch Bedenken über die hohe Verschuldung und die Bewertungen von sieben börsennotierten Adani-Unternehmen. Adani hat die Betrugsvorwürfe wiederholt zurückgewiesen.
Die indische Börsenaufsicht, die sich mit den Geschäften des Konglomerats befasst, kündigte an, bei ihrer eigenen vorläufigen Untersuchung den Hindenburg-Bericht hinzuzuziehen. Eine australische Aufsichtsbehörde erklärte am Mittwoch, sie werde die Anschuldigungen Hindenburgs prüfen, um festzustellen, ob weitere Untersuchungen gerechtfertigt seien.
(Reuters)