Der Schweizer Marktführer will für die italienische Tochter des britischen Mobilfunkkonzerns Vodafone acht Milliarden Euro in bar auf den Tisch legen. Die genauen Bedingungen des Deals müssten noch ausgehandelt werden und es sei noch offen, ob es tatsächlich zu einer Transaktion kommen werde, erklärte das staatlich kontrollierte Unternehmen am Mittwoch. Vodafone Italia solle dann mit der italienischen Swisscom-Tochter Fastweb zusammengelegt werden.

Die Transaktion wäre ein wichtiger Schritt, um das Ziel einer langfristigen Wertsteigerung in Italien zu erreichen, erklärte Swisscom. Der Konzern erwartet, dass der Zusammenschluss zu einem höheren Unternehmenswert und Cashflow führen und sich positiv auf die Dividendenpolitik auswirken werde.

Aktuell ist Swisscom an der Börse rund 26 Milliarden Franken wert. Das Unternehmen rechnet damit, zumindest ein A-Kreditrating behalten zu können. Aktuell vergeben Standard & Poor's und Moody's die Bonitätsnoten «A» und «A1». Moody's geht davon aus, dass sich eine Finanzierung der Übernahme mittels Fremdkapital negativ auf die Kreditwürdigkeit auswirken könnte.

An der Börse sorgte die Nachricht nicht für grosses Aufsehen. Die Swisscom-Aktien gaben in Zürich um 0,6 Prozent nach, während die Vodafone-Anteile in London um 1,6 Prozent anzogen.

Analysten sehen für Swisscom einerseits erhebliches Potenzial für Kostensynergien, verweisen aber auch auf Risiken. «Diese Bündelung der Aktivitäten hat wegen der Synergien eine stringente finanzielle und strategische Logik» erklärte Marco Esterman von der Luzerner Kantonalbank. «Allerdings ist Italien einer der wettbewerbsintensivsten europäischen Märkte. Eigentlich bräuchte Swisscom die Aktivitäten von Vodafone nicht, um in dem Markt erfolgreich zu sein.»

Vodafone hat in Italien Probleme

Fastweb wächst Swisscom zufolge seit zehn Jahren kontinuierlich bei Kundenzahl, Umsatz und operativem Ergebnis und ist bereits jetzt ein führender Anbieter im viertgrössten Breitbandmarkt Europas. Der Konzern geht davon aus, dass sich Vodafone Italia und Fastweb gut ergänzen werden. Ein Zusammenschluss würde den zweitgrössten Breitbandanbieter hinter dem italienischen Marktführer TIM schaffen.

Das fusionierte Unternehmen käme auf rund sieben Milliarden Euro Jahresumsatz. Fastweb steuerte im vergangenen Jahr mit 2,6 Milliarden Franken fast ein Viertel zum Swisscom-Konzernumsatz bei. Vodafone erzielte in seinem drittgrössten Markt im Geschäftsjahr 2022/23 Verkaufserlöse von 4,3 Milliarden Euro.

Für Vodafone ist die Italien-Tochter wegen des harten Wettbewerbs ein Sorgenkind. Ende Januar platzte die geplante Fusion der italienischen Töchter von Vodafone und der französischen Iliad wegen unterschiedlicher Preisvorstellungen. Sollte der Verkauf an Swisscom zustande kommen, könnte Vodafone-Chefin Margherita Della Valle in ihrem ersten Jahr ihr Ziel erreichen, die drei Problemmärkte des Konzerns anzugehen. Sie hat bereits das spanische Geschäft des Unternehmens veräussert und die Aktivitäten am britischen Heimmarkt mit denen von CK Hutchinson fusioniert.

(Reuters)