Das Halbjahresergebnis von Swiss Life wurde mit Spannung erwartet, legt der Lebensversicherer aus Zürich doch zum ersten Mal nach dem neuen Standard IFRS 17 Rechnung ab. Dass die Umstellung bei anderen Schweizer Versicherungsunternehmen wie Zurich Insurance oder Helvetia zu Zahlenenttäuschungen führten, sorgte auch bei Swiss Life im Vorfeld für eine gewisse Nervosität.

Aktienrückkaufprogramm kommt überraschend

Nicht ohne Grund, wie sich nun zeigt. Mit 836 Millionen Franken liegt der Betriebsgewinn in der ersten Jahreshälfte weit unter den durchschnittlich erwarteten 891 Millionen Franken. Dabei werden selbst die pessimistischsten Einzelschätzungen verfehlt. Dass der Reingewinn mit 630 Millionen Franken dennoch etwas höher als gedacht ausfällt, führen Analysten auf einmalige Sondereffekte zurück.

Dass der Aktienkurs bei Swiss Life nach einem Vorstoss bis auf 571 Franken zur Stunde noch 2,3 Prozent auf 566,40 Franken gewinnt, ist dem neuen Aktienrückkaufprogramm zu verdanken. Eigenen Angaben zufolge will der Lebensversicherer zwischen Anfang Oktober dieses Jahres und Ende März nächsten Jahres für 300 Millionen Franken eigene Aktien zurückkaufen.

Für viele Analysten kommt dieses Rückkaufprogramm überraschend. Die Wahrscheinlichkeit eines solchen sogar heruntergespielt hatte im Vorfeld der Analyst von Kepler Cheuvreux. Er verwies zum einen darauf, dass das Unternehmen solche Neuigkeiten in der Vergangenheit für gewöhnlich erst an der Jahresergebnisveröffentlichung bekanntgegeben habe und auch die eigenen Cash-Prognosen gegen Aktienrückkäufe sprächen. Der Analyst bezeichnet das Halbjahresergebnis ebenfalls als "etwas schwächer als erhofft", misst dem Rückkaufprogramm allerdings ein grösseres Gewicht bei. Er preist die Swiss-Life-Aktie bei Kepler Cheuvreux deshalb weiterhin mit einem Kursziel von 665 Franken zum Kauf an.

Auch sein Berufskollege bei der Bank Vontobel findet eigenen Angaben zufolge "leichte Minuspunkte". Er spielt damit auf die durchwachsene Entwicklung im Vermögensverwaltungsgeschäft sowie bei den Fee-Erträgen an. Die übrigen Zahlen erfüllen oder übertreffen die bankeigenen Erwartungen jedoch. Zudem wertet der Vontobel-Analyst das Aktienrückkaufprogramm als ein positives Signal. Das Anlageurteil für die Aktie lautet wie bis anhin "Buy" mit einem Kursziel von 658 Franken.

Interesse gilt künftig wieder dem Fee-Geschäft und der Dividende

Mit der Ankündigung eines Aktienrückkaufprogramms spiele der Lebensversicherer einen wichtigen Trumpf früher als gedacht aus, wie aus Börsenkreisen verlautet. Beobachtern zufolge wird das Überraschungspotenzial dadurch künftig kleiner. Mit der Umstellung der Rechnungslegung auf IFRS 17 sei "die Katze nun aus dem Sack".

Wie es weiter heisst, müssten viele Analysten ihre Bewertungsmodelle für die Aktie nun überarbeiten. Danach gelte das Interesse dann wieder der weiteren Entwicklung des Fee-Geschäfts. Da dieses nur in einem geringen Umfang Eigenkapital bindet, gilt dieses als entscheidend für die längerfristige Dividendenpolitik Swiss Lifes. Mit 5,4 Prozent bewegt sich die Dividendenrendite momentan im Rahmen jener anderer Schweizer Versicherungsaktien.

Was die weitere Entwicklung des Fee-Geschäfts anbetrifft, gibt man sich zumindest bei der britischen Barclays zuversichtlich. Der zuständige Analyst geht in diesem Geschäftszweig für die zweite Jahreshälfte von einer Belebung aus. Er stuft die Aktie denn auch mit "Overweight" und einem Kursziel von 625 Franken ein.