"Der Aufschwung ist massiv", sagte Swatch Group-Chef Nick Hayek in einem Interview mit der "NZZ am Sonntag". Die Konsumlust für Schweizer Uhren floriere weltweit. "Seit Juli ziehen die Verkäufe an", sagte Hayek. Im September seien die Bereiche Uhren und Schmuck beim Umsatz in Franken um deutlich über 10 Prozent gewachsen. "Im Oktober hat sich das Tempo noch beschleunigt."
Lediglich die Uhrwerkproduktion für Dritte liege noch zurück, sagte Hayek. "Alle Uhrensegmente, auch das unterste, entwickeln sich dynamisch. Obwohl wir keine Leute entlassen haben und weiter investiert haben in den schwierigen Jahren, haben wir nun Produktionsengpässe."
Omega liege mit 70'000 Bestellungen im Rückstand, weil man wegen Kapazitätsmangels nicht rechtzeitig liefern könne. Das Gleiche gelte für Longines und Blancpain. Das Ziel von 7 bis 9 Prozent Umsatzwachstum bei Uhren und Schmuck in diesem Jahr sei natürlich ambitiös, sagte Hayek: "Aber es ist nicht unmöglich. Noch zwei so starke Monate wie die drei letzten, dann könnte dies tatsächlich klappen." Erfreulich sei, dass es auch im untersten Preisbereich mehr Nachfrage gebe.
Starkes Wachstum angepeilt
Für das nächste Jahr 2018 plane die Swatch Group ein starkes Umsatzwachstum, sagte der Chef des grössten Uhrenkonzerns der Welt: "Wir müssen vorsichtig sein, dass wir nicht euphorisch werden, aber uns bieten sich hervorragende Chancen. Für einmal helfen uns auch die Wechselkurse."
Die Verkäufe würden im Moment so stark ansteigen, "dass wir zu wenige Vorräte bei den Händlern haben", sagte Hayek. Viele hätten zu spät bestellt, weil sie verängstigt gewesen seien und zu viel auf Panik machende und kurzfristig denkende Journalisten und Analysten gehört hätten. Die Händler hätten wieder Vertrauen gefasst, der Konsument sowieso. "Selbst in der Phase des Rückgangs haben wir über unser eigenes Ladennetz die Verkäufe leicht steigern können", sagte Hayek.
Frankenkrise war heftig
In den vergangenen Jahren hatte die Schweizer Uhrenbranche gelitten. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) habe mit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses von 1,20 Franken am 15. Januar 2015 den Frankenschock ausgelöst. Dieser habe die Uhrenindustrie stärker getroffen als die Terroranschläge und der Kampf gegen die Korruption in China, sagte Hayek.
Denn durch die Aufwertung sei das Preisgefüge ausser Rand und Band geraten. In bestimmten Märkten sei der Umsatz eingebrochen, weil sie währungsbedingt nicht mehr attraktiv gewesen seien. "Der Konsument hat nicht verstanden, warum er plötzlich 10 oder 20 Prozent mehr zahlen soll für das gleiche Produkt", sagte Hayek.
Einige der grossen Hersteller wie Richemont hätten zuerst begonnen, Preise massiv zu erhöhen - und diese etwas später wieder massiv zu senken. "Das ist die beste Methode, sowohl Konsumenten wie Händler total zu verunsichern. Konsequenz daraus: weniger Verkäufe", sagte Hayek.
(SDA)