Nach Auszählung der Hälfte der Wahllokale kommt der ANC nach Stand vom Freitag auf rund 42 Prozent der Stimmen. Bei der Parlamentswahl 2019 hatte die Partei von Präsident Cyril Ramaphosa mit 57,5 Prozent noch klar die absolute Mehrheit. Die Aufmerksamkeit der Beobachter richtet sich damit auf die potenziellen Koalitionspartner. Die Wahlkommision strebt an, am Sonntag das endgültige Ergebnis der Abstimmung vom Mittwoch zu verkünden.

Bislang hat der ANC keine Vorlieben für Koalitionspartner erkennen lassen. ANC-Chef Gwede Mantashe hatte am Donnerstag lediglich erklärt: «Eine Koalition ist nicht unser Plan, sie ist eine Konsequenz. Wir werden mit dieser Konsequenz umgehen, wenn sie eintritt.»

Nach Hochrechnungen des Rates für wissenschaftliche und industrielle Forschung (Council for Scientific and Industrial Research) vom Freitag wird der ANC 40,5 Prozent der Stimmen erhalten. Ihm folgt die wirtschaftsfreundliche Demokratische Allianz (DA) mit 23,4 Prozent. Platz drei belegt demnach die neu gegründete Partei uMkhonto we Sizwe (MK) unter der Führung des ehemaligen Präsidenten Jacob Zuma mit knapp elf Prozent. Die marxistischen Kämpfer für wirtschaftliche Freiheit (EFF) liegen bei knapp zehn Prozent.

Investoren haben sich besorgt über die Möglichkeit einer Koalition mit der EFF gezeigt. Die Partei tritt für die Verstaatlichung der Gold- und Platinminen ein. Ausserdem sollen weisse Farmer enteignet werden, um ihr Land an Schwarze zu verteilen. Auch die MK will landwirtschaftliche Betriebe beschlagnahmen. Die DA hat sich zwar als Wahlziel gesetzt, den ANC auf die Oppositionsbänke zu verbannen. Ihr Chef John Steenhuisen hat allerdings eine Partnerschaft nicht ausgeschlossen, um eine «Weltuntergangskoalition» des ANC mit EFF oder MK zu verhindern.

(Reuters)