Ob die steigenden Anleihenrenditen für die Börse gut oder schlecht sind, wird derzeit heiss diskutiert. Es ist wie beim halbleeren und halbvollen Glas: Schmälern die steigenden Zinsen die Attraktivität von Aktien, oder erhält die ganze Szenerie nur noch mehr Auftrieb, weil die Zinsen ja auch eine deutlich besseres Konjunkturerwartung widerspiegeln?

An den Aktienkursen der Schweizer Börse lässt sich immerhin feststellen, dass wegen der Konjunkturerwartungen derzeit die typischen Coronagewinner abverkauft werden. Die Versandapotheke Zur Rose hat in den vergangenen fünf Handelstagen um 9,7 Prozent eingebüsst, Logitech um 8,2 Prozent. Die beiden Star-Aktien haben in den vergangenen zwölf Monaten vom Trend zum Onlinehandel respektive zum Homeoffice deutlich profiert.

Ähnlich ergings dem Pharmazulieferer Bachem (-6,1 Prozent), der als gut positionierter Gesundheitstitel ebenfalls in der Krise starkes Interesse von Börsenanlegern auf sich gezogen hat. Auch Lonza (-4,9 Prozent) sackt ab. Der Medikamentenhersteller hat 2020 unter anderem deswegen viele Fans gewonnen, weil er mit dem Impfstoff-Champion Moderna zusammenarbeitet. 

Beste und schlechteste Aktien im SMI in dieser Woche:

(Grafiken: Bloomberg)

Dafür haben die Anleger überall dort zusammengekauft, wo die ein Zurückfahren der Lockdowns und eine bessere Investitions- und Konjunkturstimmung Gewinne versprechen. Starke "reopening trades" im SMI und SPI sind diese Woche LafargeHolcim (+5,3 Prozent), Sika (+4,6 Prozent), Geberit (+3,4 Prozent) gewesen, aber auch Swatch (+2,1 Prozent).

Von den SMI-Aktien erhält der Uhrentitel besonders viel Zuspruch, weil zahlreiche Anleger nun auf die anziehende Konjunktur setzen, zuerst im weltweit wichtigsten Uhrenmarkt China, aber auch überall sonst auf der Welt. 

Für bessere Konjunkturerwartungen steht bei den mittelgross kapitalisierten Aktien auch die Performance von Kühne+Nagel. Mit 11,6 Prozent handelt es sich um die am besten laufende Aktie im Wochenrückblick. Der Logistiker würde wie die Industriegruppe Georg Fischer (+9 Prozent) oder Temporärarbeitskonzern Adecco (+7,4 Prozent) stark von einer Normalisierung in der Weltwirtschaft profitieren. 

Beste und schlechteste Aktien im SPI in dieser Woche:

Allerdings bleibt die Lage volatil. Die Börsianer weltweit reimen sich unterschiedliche Schlüsse zusammen, was der Anstieg der Renditen oder die erhoffte Beendigung der Lockdowns dank Massenimpfungen betrifft. Für Unsicherheit hat zuletzt auch die tonangebende Federal Reserve gesorgt: Ihre Konjunkturprognose für die USA vom Donnerstagabend waren eher gedämpft. Zinserhöhungen schloss sie de facto aus, was der Markt gerne hört, aber Sorgen wegen einer steigenden Inflation und eine einer möglicherweisae schleppenden Wirtschaftserholung zerstreute er nicht.  

Das Gesamtbild bleibt also diffus. Die abgestraften Aktien von Zur Rose und Logitech haben am Freitag bereits wieder zugelegt. Kühne+Nagel hingegen fallen um über 2 Prozent.