Der führende amerikanische Technologie-Index Nasdaq 100 ist in dieser Woche zum ersten Mal seit März unter seinen gleitenden 50-Tage-Durchschnitt gefallen und damit auf dem Weg zu seiner grössten Verluststrecke seit letztem Dezember. Der Index ist auf dem besten Weg, einen zweiwöchigen Abwärtstrend mit einem Minus von 4 Prozent zu beenden. Sollten sich die Verlusteserie am Freitag fortsetzen, wäre dies der deutlichste Rückgang seit dem 23. Dezember, als der Index innerhalb von zwei Wochen 5 Prozent verlor.
Am Mittwoch schloss auch der beliebte, den Nasdaq 100 abbildende börsengehandelte Fonds “Invesco QQQ Trust Series 1” (QQQ) zum ersten Mal seit dem 10. März unter seinem gleitenden 50-Tage-Durchschnitt. Am Donnerstag konnte er einige dieser Verluste wieder wettmachen und stieg um 0,2 Prozent auf 368,59 Dollar, blieb aber einen zweiten Tag unter dem gleitenden Durchschnitt.
Angesichts der Tatsache, dass die wertvollsten Technologiewerte einen so grossen Anteil am Wert des Nasdaq 100 haben, veranlasst ihre Entwicklung seit Mitte Juli die Analysten zu der Sorge, dass dieser spätsommerliche Rückschlag in einen grösseren und möglicherweise breiteren Ausverkauf übergehen könnte. Von den so genannten "Magnificent Seven", die den grössten Beitrag zur diesjährigen Rallye geleistet haben, schlossen Apple, Nvidia, Microsoft und Tesla in dieser Woche alle unter ihrem 50-Tage-Durchschnitt. Analysten sagten, dass andere entmutigende Zeichen unter der Oberfläche lauern.
«Volumenloch» droht
In einer Research-Notiz vom Donnerstag sagte Jonathan Krinsky, der führende technische Analyst beim Finanzdienstleister BTIG, dass sich QQQ und mehrere andere beliebte technologielastige ETFs einem "Volumenloch" nähern. Als Konsequenz könnten diese schnell noch tiefer fallen. Krinsky wies darauf hin, dass QQQ von Ende April bis Mitte Juni innerhalb von sechs Wochen um etwa 16 Prozent gestiegen ist. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass eine Umkehr ebenso schnell - wenn nicht sogar schneller - erfolgen könnte. Der ETF hat im bisherigen Jahresverlauf um 38 Prozent zugelegt.
Technologieaktien sind in den letzten Wochen gefallen, nachdem ihre jüngsten Quartalsergebnisse den Markt nicht beeindruckt haben. Steigende Renditen auf US-Staatsanleihen haben dazu beigetragen, den Druck auf dieses Aktiensegment zu erhöhen. Der Druck ist insbesondere für die hochfliegenden Technologietitel gross, da diese die besonders zinsempfindlich sind. Die grosse Frage ist nun, ob eine weitere Abschwächung des Aufstiegs von Big Tech den breiteren Markt mit in den Abwärtsstrudel reisst, oder ob andere Bereiche des Marktes die Flaute auffangen können. Die grössten Technologiewerte sind zusammen für etwa 40 Prozent der Bewertung des Nasdaq 100 nach der speziellen Neugewichtung im letzten Monat verantwortlich.
Für James St. Aubin, Anlagechef bei Sierra Investment Management, sieht es so aus, als ob sich die Händler damit zufrieden gegeben haben, in andere Bereiche des Marktes zu wechseln, die nicht ganz so hoch bewertet sind wie die grossen Tech-Namen. "Die Spitzenreiter verblassen, aber die Nachzügler kommen direkt hinter ihnen auf", sagte St. Aubin in einem Telefoninterview mit MarketWatch. "Wenn das Geld auf breiter Front abfliessen und in Bargeld und Anleihen fliessen würde, wäre das etwas besorgniserregender."
(cash)