Die Anlegerinnen und Anleger machen sich Sorgen, dass das Wirtschaftswachstum ins Stocken gerät, während die Inflation auf dem höchsten Stand seit 40 Jahren verharrt. Als Folge nimmt der gehaltene Bargeldbestand zu.

Die Bargeldbestände erreichten im Mai mit 6,1 Prozent den höchsten Stand seit September 2001 und stiegen 5,5 Prozent gegenüber dem Vormonat. Dies berichtet die Finanzplattform Markets Insider und bezieht sich dabei auf eine am Dienstag veröffentlichte Umfrage der Bank of America unter Fondsmanagern. 

Die "extrem pessimistischen" Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass der zunehmende Appetit der Anlegerinnen und Anleger auf Bargeld mit wachsenden Ängsten vor einer Stagflation einhergeht. Stagflation ist ein wirtschaftlicher Zustand, der durch gedämpftes Wachstum bei gleichzeitig hoher Inflation und hoher Arbeitslosigkeit gekennzeichnet ist. Die Stagflationsbefürchtungen waren im Mai mit 77 Prozent so hoch wie seit August 2008 nicht mehr. Im Vormonat hatte die Umfrage noch einen Wert von 66 Prozent ergeben.

Die Konsumentenpreisinflation in den USA lag im April bei 8,3 Prozent und damit etwas niedriger als im März, als mit 8,5 Prozent ein 41-Jahres-Hoch erreicht wurde. Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte im ersten Quartal um 1,4 Prozent. 

Der jüngste US-Inflationsbericht deutet darauf hin, dass die Konsumentenpreise im letzten Monat ihren Höchststand erreicht haben könnten. Gleichzeitig erwarten die Anleger weiterhin, dass die US-Notenbank Fed die Zinssätze weiter anheben wird, um die Nachfrage abzukühlen und die Inflation zu senken. Die Anleger sehen auch das Risiko, dass die Wirtschaft angesichts schneller und grosser Zinserhöhungen, die die Kreditkosten in die Höhe treiben, schrumpfen wird. 

«Vollständige Kapitulation» am Aktienmarkt steht noch aus

Die Umfrage ergab weiter, dass das grösste Risiko für den Aktienmarkt im Mai die restriktive Haltung der Zentralbanken ist. 31 Prozent der Befragten gaben an, dass die geldpolitischen Entscheidungsträger mit Inflations- und Wachstumssorgen zu kämpfen haben.

Der Bullen- und Bärenindikator der Bank of America lag im Mai bei 2,0 und damit auf einem konträren Kaufniveau. Es fehle jedoch die "vollständige Kapitulation", da die Anlegerinnen und Anleger immer noch mit Zinserhöhungen und nicht mit Zinssenkungen rechnen, so Michael Hartnett, Chef-Anlagestratege der Bank of America, in der Mai-Umfrage. 

Aktien seien "anfällig für eine bevorstehende Bärenrallye, aber die endgültigen Tiefs sind noch nicht erreicht", schrieb er. 

Der Technologieindex Nasdaq 100 hat dieses Jahr bereits 24 Prozent verloren, da wachstumsstarke Technologiewerte durch die Sorge vor Zinserhöhungen in Mitleidenschaft gezogen wurden. Laut Bank of America erlebt der Aktienmarkt den grössten "Short" im Technologiebereich seit August 2006.

ManuelBoeck
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