Eine Ehrengarde trug am Donnerstag bei eisiger Kälte seinen Sarg die Steinstufen der National Cathedral in Washington hoch. Der Sarg war mit der US-Flagge bedeckt, das Sternenfeld wie von der Tradition vorgeschrieben über der linken Schulter des Verstorbenen. In der Kathedrale versammelten sich alle fünf noch lebenden ehemaligen und amtierenden Präsidenten sowie hunderte weitere Ehrengäste, um dem Demokraten die letzte Ehre zu erweisen. Nach der Trauerfeier sollte sein Leichnam in seine Heimatstadt Plains im Bundesstaat Georgia überführt werden.

An der Trauerfeier nahmen unter anderem der scheidende Präsident Joe Biden mit Ehefrau Jill teil, wie auch sein designierter Nachfolger Donald Trump und dessen Gattin Melania. Der Republikaner sass neben dem Demokraten Barack Obama, zu dessen Rechten wiederum George W. Bush mit Ehefrau Laura sowie Bill und Hillary Clinton sassen. Auch Vizepräsidentin Kamala Harris und ihr Ehemann Douglas Emhoff sowie frühere Inhaber dieses Amtes wie Al Gore und Mike Pence nahmen teil. Aus dem Ausland war etwa Ministerpräsident Justin Trudeau aus Kanada angereist. Vor der Zeremonie war Carters Sarg zwei Tage lang in der Rotunde des Kapitols aufgebahrt worden, wo zehntausende Bürger von ihm Abschied nahmen. Viele sprachen vom Ende einer Ära.

Carter war am 29. Dezember im Alter von 100 Jahren gestorben. Kein ehemaliger US-Präsident hatte zuvor ein solches Alter erreicht. Zuletzt war er im November 2023 in der Öffentlichkeit zu sehen. Der 39. Präsident diente eine Amtszeit von 1977 bis 1981, die geprägt war von wirtschaftlichen Herausforderungen. In der Aussenpolitik trug Carter mit dem Camp-David-Abkommen von 1978 zur Annäherung zwischen Ägypten und Israel bei. Derartige Erfolge wurden von der Geiselnahme in der US-Botschaft in Teheran 1979 überschattet. In den 44 Jahren nach seiner Präsidentschaft widmete er sich insbesondere humanitären Projekten. Im Jahr 2002 erhielt er den Friedensnobelpreis. 

(Reuters)