Weil damit Karosserie-Bauteile fehlten, die Porsche für alle Baureihen verwendet, drohten Stillstände in der Produktion, warnte die Volkswagen-Tochter. Die Engpässe könnten wochenlang andauern, die Ausfälle liessen sich «trotz unverzüglich ergriffener Gegenmassnahmen» im Jahresverlauf wohl nicht mehr aufholen. Porsche senkte daher in der Nacht zum Dienstag seine Gewinn- und Umsatzprognose. Der Umsatz werde 2024 mit 39 bis 40 (bisher: 40 bis 42) Milliarden Euro ebenso niedriger ausfallen wie die operative Umsatzrendite, die Porsche nur noch zwischen 14 und 15 (bisher 15 bis 17) Prozent erwartet. Auch der Mittelzufluss (Cash-flow) dürfte geringer sein als geplant.

Das drückte die im Leitindex Dax enthaltene Porsche-Aktie am Dienstag um 4,7 Prozent auf 69,20 Euro. «Es ist eine Flut biblischen Ausmasses, die die Zuwächse seit dem Börsengang weggespült hat», schrieb Analyst Stephen Reitman von Bernstein Research. Vor knapp zwei Jahren waren die Aktien zu 82,50 Euro ausgegeben worden. Es gehe um einen Schweizer Lieferanten, der einen Fall höherer Gewalt (Force majeure) gemeldet habe, schrieb Reitman. Von dem Ausfall seien fünf Hersteller von Karosserie-Bauteilen für Porsche betroffen. Wegen der Nachschubprobleme werde Porsche in diesem Jahr mindestens 10.000 bis 17.400 Autos nicht bauen können.

Dagegen hält Jürgen Molnar von RoboMarkets die Begründung für nicht ganz stichhaltig: «Lieferengpässe sollten nicht auch dafür verantwortlich sein, dass generell die Nachfrage nach Luxus und insbesondere die in China derzeit zu wünschen übriglässt.» Die schwachen Verkaufszahlen in China hatten den Porsche-Absatz im ersten Halbjahr weltweit um sieben Prozent gedrückt. Der Sportwagenbauer will am Mittwoch über Umsatz und Gewinn im ersten Halbjahr berichten. Analysten gingen bisher im Schnitt von einem Jahresumsatz von 40,6 Milliarden Euro aus.

BMW und MERCEDES: Keine Probleme wegen Alu-Ausfall

Andere Autobauer verneinten ähnliche Konsequenzen aus dem fehlenden Alu-Nachschub wie bei Porsche. BMW erklärte, man sei von den Ausfällen ebenfalls betroffen, habe diese aber dank Notfallplänen kompensieren können, so dass es nicht zu einem Stillstand gekommen sei. Absatz- und Gewinnprognose seien nicht in Gefahr. Ein Mercedes-Benz-Sprecher verwies auf eine «diversifizierte und globale Lieferanten-Basis», deretwegen man keine Probleme habe.

Um welchen europäischen Zulieferer von Speziallegierungen es sich handelt, wollte ein Porsche-Sprecher nicht sagen. Anfang des Monats waren die Werke der Alu-Hersteller Novelis und Constellium im Schweizer Wallis überflutet worden. Beide sind nach eigenen Angaben Zulieferer von Porsche, Constellium betonte aber, man beliefere Porsche nicht aus der Schweiz. Eine Novelis-Sprecherin wollte sich nicht äussern.

Erst am Montag hatte Porsche gewarnt, dass die Umstellung auf Elektroautos langsamer vonstatten gehe als gedacht. Nach den bisherigen Plänen sollten 80 Prozent der verkauften Porsches bis 2030 Elektrofahrzeuge sein. Nun erklärte der Autobauer, das hänge von der Nachfrage ab. «Der Übergang auf Elektrofahrzeuge dauert länger als wir vor fünf Jahren gedacht hatten», hiess es in einer Stellungnahme. Die Produktstrategie sei auf 80 Prozent reine Elektro-Modelle bis 2030 ausgerichtet - «abhängig von der Kundennachfrage und der Entwicklung der Elektromobilität». Daher bleibe Porsche dabei, weiterhin Verbrenner- und Elektromodelle zu entwickeln. «Unsere Doppelstrategie ist wichtiger denn je.»

Der Porsche- und VW-Grossaktionär Porsche SE muss seine Gewinnprognose trotz der Probleme bei dem Sportwagenbauer nicht korrigieren, wie er in der Nacht zum Dienstag mitteilte. Die Bandbreite, die die börsennotierte Holding der Familien Piech und Porsche für den Nettogewinn in Aussicht gestellt hat, ist mit 3,5 bis 5,5 Milliarden Euro allerdings sehr breit. Die Nettoverschuldung der Porsche SE werde zum Jahresende bei 5,0 bis 5,5 Milliarden Euro liegen. Sie hält 12,5 Prozent an der Porsche AG direkt und ist mit 31,9 Prozent an deren Mehrheitsaktionär Volkswagen beteiligt.

(Reuters)