Sie setzen deshalb zunehmend auf günstigere Generika bei Pestiziden und Fungiziden für die Frühjahrsaussaat im kommenden Jahr. Marktanalysten warnen, dass dies die Gewinne von Agrarchemiekonzernen wie Bayer und Corteva belasten könnte. Die finanziellen Auswirkungen machen sich bereits bemerkbar: Die Aktien von Bayer fielen am Dienstag auf den tiefsten Stand seit 20 Jahren. Zuvor hatte der Leverkusener Konzern gewarnt, dass schwache Agrarmärkte weltweit und die lahmende US-Landwirtschaft die Gewinne voraussichtlich auch 2025 belasten werden.

Paul Butler pflanzt Sojabohnen und Mais im US-Bundesstaat Illinois an. Er rechnet vor, dass er fast ein Drittel der Pestizide und Fungizide auf seinem Betrieb durch Generika ersetzt hat, um Kosten zu senken. Auch Jeff O'Connor, ein weiterer Getreidebauer aus Illinois, verfährt ähnlich. «Es ist, als ob man mit Fruity Pebbles aufgewachsen ist und jetzt zu Dollar General geht, um Fruity Bites zu kaufen», vergleicht er den Wechsel zu günstigeren Produkten. Trotz der Kosteneinsparungen gibt es jedoch auch Nachteile: Hersteller von Generika übernehmen in der Regel nicht die Kosten für eine erneute Anwendung, falls das Produkt nicht wirkt, erklärt Caleb Hamer, ein Mais- und Sojabauer aus Iowa.

Dennoch berichten Händler im Mittleren Westen der USA, dass viele ihrer Kunden ihre Budgets für Pestizide und Herbizide für das Frühjahr gekürzt haben. Matt Carstens, Chef der landwirtschaftlichen Genossenschaft Landus, erklärt, dass einige Landwirte stattdessen in Geräte investieren, mit denen sie Unkraut und Schädlinge auf ihren Feldern gezielt bekämpfen können - so müssen sie insgesamt weniger für Pflanzenschutzmittel ausgeben. «Am Ende geht es darum: Was braucht der Landwirt wirklich? Braucht er eine Marke mit Versicherungsschutz und einer Reklamationspolitik? Muss er all das bezahlen?», fragt Carstens.

Beim Kauf von Pflanzenschutzmitteln spielen die Saatgutsorten eine entscheidende Rolle. Landwirte richten sich in der Regel nach den Saatgutsorten, die sie benötigen – wie zum Beispiel solche, die dürreresistente Erträge liefern oder gegen Herbizidbehandlungen resistent sind. Wenn eine generische Alternative zu einem Markenherbizid verfügbar ist und das gewählte Saatgut damit kompatibel ist, kann der Kauf eines günstigeren Produkts durchaus sinnvoll sein, erklärt Mac Marshall, Gründer des landwirtschaftlichen Beratungsunternehmens Balcony View Consulting.

Und die Zahl der Generika wächst, da in den vergangenen Jahren viele Patente abgelaufen sind. Der Patentschutz für Glyphosat, den Wirkstoff von Bayers Unkrautvernichter Roundup und das weltweit am häufigsten verwendete Herbizid, lief bereits 2000 aus. In den vergangenen fünf Jahren sind mehr als zwei Dutzend Patente abgelaufen, was einen Boom generischer Produkte ausgelöst hat. Diese machen nach Einschätzung der Rabobank mittlerweile etwa 80 Prozent des Agrarchemikalienmarktes aus. Angesichts der schwachen Margen im Frühling sind Landwirte nun eher geneigt, bei Düngemitteln oder Pflanzenschutzmitteln nach weiteren Einsparungen zu suchen, erwartet Agrar-Analyst Sam Taylor von der Rabobank. 

(Reuters)