Der Möglichkeiten, als digitaler Nomade zu arbeiten, wachsen: Im Wettbewerb um ausländische Talente haben beliebte Destinationen wie Griechenland, Italien, Japan und Thailand in diesem Jahr Programme für Telearbeit eingeführt. Doch welches Land ist für Fernarbeiter die beste Option?

Diese Frage beantwortet ein Ende Juli veröffentlichter Bericht über digitale Nomaden des Beratungsunternehmens Global Citizen Solutions. Der Bericht des Dienstleisters für internationale Arbeit nimmt Programme in 65 Ländern weltweit unter die Lupe.

Das Unternehmen bewertete die derzeit verfügbaren Optionen, indem es sowohl die erlassenen Gesetze als auch Expertenmeinungen berücksichtigte. Die Daten decken fünf Hauptkategorien ab:

  • Visakosten: Antragskosten und Einkommensanforderungen
  • Visavorteile: Dauer, Verlängerungsmöglichkeit und Weg zur Staatsbürgerschaft
  • Lebensqualität: Gesundheitsversorgung, Sicherheit, Umweltverschmutzung und Klima
  • Wirtschaft: Lebenshaltungskosten, Steueroptimierung und Coworking-Preise
  • Technologie respektive Innovation

Die Auswertung zeigt: Spanien ist das beste Reiseziel für Fernarbeiter. Mehrere Faktoren haben das Land an die Spitze befördert. Darunter ein neues Startup-Gesetz zur Förderung des unternehmerischen Ökosystems des Landes, die Nullbesteuerung von im Ausland verdientem Einkommen, ein gutes Preisniveau, die Verfügbarkeit von Highspeed-Internet und ein ideales Umfeld für Technologie und Innovation.

Neun der zehn Top-Länder liegen in Europa, darunter einige Überraschungen. Die Niederlande und Norwegen auf Platz zwei und drei sind fast punktgleich. Sie überzeugen wegen ihres hohen Lebensstandards und der soliden Gesundheits-, Bildungs- und Sozialsysteme. Die hohen Lebenshaltungskosten seien dagegen eine grosse Herausforderung, so der Bericht.

Ein weiterer Vorteil von Spanien und den Niederlanden ist, dass sie Visa-Inhabern, die «remote» arbeiten, Wege zum dauerhaften Aufenthalt bieten. Dieser kann anschliessend in eine Staatsbürgerschaft münden.

Der Bericht spiegelt jedoch nicht die zunehmende Ablehnung von Touristen in einigen Teilen Spaniens wider, die bei vorübergehenden Tele-Arbeitnehmern für Unbehagen sorgen könnte.

Estland und Rumänien haben eine beeindruckende Leistung gezeigt und sind unter den Top 5. Die osteuropäischen Länder zeichnen sich durch erschwingliche Lebenshaltungskosten, einen ausgezeichneten Zugang zur Natur und eine reiche Kulturszene aus.

Das einzige aussereuropäische Ziel, das es unter die Top 10 geschafft hat, ist Kanada auf Platz 8. Das Land hat angekündigt, bis 2023 an einer neuen Strategie zu arbeiten, um Tech-Fachkräfte anzuziehen.

«Der bemerkenswerteste Aspekt des Berichts ist die Dominanz der europäischen Länder», sagt Patricia Casaburi, Geschäftsführerin von Global Citizen Solutions, in einer Mitteilung per E-Mail. «Ausserdem fällt auf, dass 91 Prozent der 65 aktiven Programme für digitale Nomaden nach dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie ins Leben gerufen wurden, was eine schnelle Reaktion auf den Wandel hin zur Telearbeit zeigt.»

Aufgrund der hohen Visakosten und des geforderten Gehaltsniveaus rangieren Regionen wie der Nahe Osten und die Karibik nicht so weit oben im Index. Die letzten Plätze belegen Antigua und Barbuda, Aruba und Grenada. Insgesamt entfallen dem Bericht zufolge 35 Prozent aller derzeit angebotenen Visa für digitale Nomaden auf Europa, 38 Prozent auf den amerikanischen Kontinent und nur acht Prozent auf Afrika.

Dem Bericht zufolge sind fast 60 Prozent der Visa zur Fernarbeit unabhängig von der Nationalität oder dem Beruf. «Wir haben festgestellt, dass die meisten digitalen Nomaden zwar aus Ländern des globalen Nordens stammen, aber auch immer mehr aus Ländern mit schwächeren Pässen», so Casaburi. «Diese Personen nutzen die Programme für digitale Nomaden, um eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung und die Staatsbürgerschaft in Ländern mit stärkeren Pässen zu erlangen und so ihre globale Mobilität erheblich zu verbessern.»

(Bloomberg)