Es sind bittere Zeiten für Tech-Fans. Kürzlich noch gefeierte Stars wie Cathie Wood – "die beste Investorin der Welt" – müssen mit ihren Wetten auf Wachstumsaktien und Kryptowährungen herbe Verluste hinnehmen. Auch der japanische Telekom- und Investmentkonzern Softbank gehört zu den Opfern des globalen Tech-Ausverkaufs.
Gründer Masayoshi Son, der den Wandel von Softbank zum Investor in Startups und Wachstumsaktien vorangetrieben hat, musste am Donnerstag einen Verlust von fast 3 Billionen Yen (rund 23 Milliarden Franken) mit seinem Vision Fund bekannt geben.
Die gesamte Gruppe machte im Geschäftsjahr 2021 einen Verlust von umgerechnet 1,7 Billionen Yen (13 Milliarden Franken) nach einem Gewinn von 4,99 Billionen Yen im Jahr davor (damals umgerechnet über 45 Milliarden Franken).
Coupang und Didi stürzen an der Börse ab
Mit dem Ende der Geldschwemme der Zentralbanken schmelzen die Bewertungen von Technologieunternehmen, deren Gewinne in der Zukunft liegen, wie Butter an der Sonne. Wichtige Softbank-Investitionen waren davon nicht ausgenommen.
"Wegen der weltweiten Inflation müssen die Zinsen steigen, was auf die Aktienpreise drückt", sagte Son in einer Videobotschaft. "Doch wenn man die langfristigen Aussichten der Technologieindustrie betrachtet, sind das nur unbedeutende Veränderungen."
Mit Wirecard und Wework danebengelegen
Viele Anleger sehen Sons Investitionen zunehmend kritisch. Die Aktie gab am Donnerstag vor der Präsentation der Zahlen um 8 Prozent nach, doch am Freitag erholte sich der Kurs wieder.
"Die Leute dachten, Son könnte gute Investitionsentscheidungen treffen", sagte Analyst Mio Kato von Lightstream Research der Agentur Bloomberg. Doch nun gebe es weniger Belege, dass Investitionsentscheidungen des Softbank-Managements gut sind. "Wirecard und Wework sind Beispiele dafür. Wenn sich das Umfeld ändert, sind sie nicht mehr effektiv."
Ähnlich wie bei Woods Ark Invest ist das Portfolio von Softbank voll von verlustreichen Technologieunternehmen, die in den Jahren des leichten Geldes zu schwindelerregenden Preisen gehandelt wurden.
Langfristig gute Aussichten für den Tech-Sektor
"Niemand weiss, was morgen in diesem Markt passiert, weshalb wir uns auf das Schlimmste vorbereiten müssen", sagte Son in seiner Botschaft. "Wir wollen deshalb in den Verteidigungsmodus gehen und eine Menge Geld anhäufen."
Die langfristigen Aussichten des Tech-Sektors blieben indes gut, sagt Son. "Smartphones, künstliche Intelligenz, Cloud, autonomes Fahren, all diese Dinge breiten sich aus, das kann niemand stoppen, auch nicht Covid-19 oder die globale Inflation."
"Mein Vertrauen in die Zukunft ändert sich nicht im Geringsten", so Son weiter. "Die Menschheit kann nicht mehr ohne die Errungenschaften des Informationszeitalters existieren."
300-Jahres-Plan für Softbank
Son ist bekannt dafür, sehr langfristige Ziele zu verfolgen. Für Softbank hat er einst einen 300-Jahres-Plan entwickelt und die Investitionen der Vision Fund sollen der sogenannten technologischen Singularität den Weg freimachen. Damit ist gemeint, dass überlegene künstliche Intelligenz die Geschicke der Menschheit in die Hand nimmt.
Bis dahin bleibt noch viel zu tun, deshalb setzt Son kurzfristig vor allem auf den geplanten Börsengang des Chipherstellers Arm. Mit der grossen Nachfrage aus der Autoindustrie und dem Umstieg auf den Mobilfunkstandard 5G stehe man vor einer "goldenen Ära für Arm".
An der Strategie, Wachstumsfirmen an die Börse zu bringen und die Gewinne zu reinvestieren, will Son festhalten.
Dieser Artikel erschien zuerst im Digitalangebot der "Handelszeitung" unter dem Titel: "Softbank-Gründer Masayoshi Son verteidigt seine Wette auf die Zukunft"