Nur Bares ist Wahres: Dieser Spruch gilt für viele Schweizerinnen und Schweizer in zunehmendem Mass nicht mehr. Heutzutage zahlen wir per Banküberweisung, mit Twint oder dem Chärtli. Immer weniger haben noch Münz und Nötli im Portemonnaie. Und doch: Bargeld ist weiterhin ein wichtiges Zahlungsmittel – eines, das die Menschen bewegt.
Die Nachricht, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) nun eine neue Banknotenserie lanciert, löst deshalb bei vielen von uns Emotionen aus. Wir erinnern uns, wie wir von Mami oder Papi einen Geldschein in die Hände gedrückt bekommen haben, um beim Bäcker um die Ecke das Brot für den Znacht zu zahlen. Und manchmal noch ein Gratis-Weggli mit auf den Weg erhielten. «Handelszeitung» stellt deshalb alte Banknoten aus den bisherigen neun Serien der SNB vor:
Start mit Übergangsnoten – erste Serie (1907 bis 1925)
Die Nationalbank hatte nach der Gründung im Januar 1906 bis zur Eröffnung ihrer Schalter im Folgejahr zu wenig Zeit, um neue Banknoten zu schaffen. Darum bestand die erste Banknotenserie aus Interimsnoten. Diese entsprachen dem Notenbildmuster der früheren Emissionsbanken, jedoch mit einem Überdruck in Form einer roten Rosette mit Schweizer Kreuz.
Die 1907 lancierte Serie, von der SNB 18 Jahre später zurückgerufen und 1945 für ungültig erklärt, wies vier Noten auf: den 50er, 100er, 500er und 1000er. Alle Noten hatten das gleiche Muster mit einem Helvetia-Porträt, sie unterschieden sich nur in der Farbe. Übrigens wäre das damalige 1000-Franken-Nötli heute kaufkraftbereinigt über 10'000 Franken wert.
5-Franken-Note gegen das Horten – zweite Serie (1911 bis 1956)
Die zweite Banknotenserie gelang zwischen 1911 und 1914 in Umlauf – und hatte die mit Abstand längste Lebensdauer. Erst 1956 setzte die SNB diese Noten ab, sie überdauerten also beide Weltkriege. Insgesamt acht Noten gehörten zur Serie, wobei das 10-Franken-Nötli und jenes für 40 Franken bloss als Reserve dienten. Einige Scheine der Serie entwarf der Maler Ferdinand Hodler.
Teil der Banknotenserie war auch eine 5-Franken-Note mit dem Abbild von Wilhelm Tell. Sie ersetzte die silberne 5-Franken-Münze, die im Krieg und während Krisen gehortet wurde. Erst 1980 rief die SNB diesen Geldschein zurück, er verlor im Jahr 2000 seine Gültigkeit.
Kriegsnoten für die Reserve – dritte Serie (1918 bis 1925)
Zwischen 1918 und 1930 liess die SNB Kriegsnoten für die Reserve entwerfen. In Umlauf kamen von der dritten Banknotenserie bloss der 100er-Schein und die 20-Franken-Note, die den Zürcher Pädagogen, Philantropen und Reformer Johann Heinrich Pestalozzi (†81) abbildete.
Sicherheitsmerkmale gegen Fälscher – fünfte Serie (1957 bis 1980)
Erst 1957 gab es dann wieder eine komplett neue Banknotenserie. Die zwischenzeitlich lancierte vierte Serie war nie in Umlauf gekommen. Die fünfte Nötli-Reihe brachte dagegen mehrere Premieren mit sich: Erstmals wiesen die Geldscheine gewisse Sicherheitsmerkmale auf, um das Fälschen zu erschweren. Alle Noten wurden auf Papier mit fluoreszierenden Fasern gedruckt. Gleichzeitig bekam die Bevölkerung zum ersten Mal eine 10-Franken-Note zu Gesicht.
Der 10er-Schein wies das Porträt des Dichters und Schriftstellers Gottfried Keller (†70) auf. Die Rückseite ziert die Bergpflanze Nelkenwurz.
Ameisli mit dem Psychiater – sechste Serie (1976 bis 2000)
Ende der 1960er-Jahre übernahm die SNB erstmals die komplette Kontrolle über Gestaltung und Herstellung der Noten. Sie war federführend bei der Planung, Organisation und Realisation der sechsten Banknotenserie von 1976. Alle daraus entstandenen sechs Noten zeigten auf der Vorderseite historische Persönlichkeiten, wobei die entsprechende Rückseite stets einen thematischen Bezug zum Promi aufwies. Das 1000-Franken-Nötli mit dem Porträt des Waadtländer Psychiaters Auguste Forel (†82) bekam damals den Übernahmen Ameisli, weil auf der Hinterseite des Geldscheins drei Ameisen abgebildet waren.
Am 30. April wird es 25 Jahre her sein, seit die SNB diese Banknoten zurückgerufen hat. Dann wird der Geldwert der bis dahin nicht zurückgegebenen Banknoten der Serie zurückgezahlt. Der zu erwartende Geldsegen für die Schweiz: eine Milliarde Franken. Gleichzeitig ist die Serie die erste, die nie ungültig wird. Sie ist zwar kein offizielles Zahlungsmittel mehr, kann aber zeitlich unbefristet bei der SNB zum vollen Nennwert umgetauscht werden.
Hommage an Kunstszene – achte Serie (1995 bis 2021)
Nach der letzten Reserveserie von 1984 kam elf Jahre später die achte Banknotenserie heraus. Sie widerspiegelt den technologischen Fortschritt über die Zeit. Erstmals kam für die Notengestaltung die elektronische Bildbearbeitung zum Einsatz. Mit der Serie verschwand auch die 500-Franken-Note, stattdessen gab es neu einen Geldschein mit dem Wert von 200 Franken.
Die 2021 zurückgerufene Banknotenserie ist eine Hommage an die Vielfalt der Schweizer Kunst- und Kulturszene. Die Nötli porträtieren prägende Persönlichkeiten aus diesem Bereich – vom Architekten Le Corbusier (†77) über den Bildhauer Alberto Giacometti (†64) bis zum Schriftsteller Charles Ferdinand Ramuz (†68).
Kleine Noten für ein kleines Land – neunte Serie (2016 bis heute)
Die aktuell gültigen Banknoten kamen ab 2016 gestaffelt heraus. Die 50-Franken-Note der neunten Serie machte den Anfang. Zuletzt emittierte die SNB im März 2019 den 1000-Franken-Geldschein. Statt Personen zeigen die Nötli spezifische Themen, die die Schweiz und generell die Menschheit geprägt haben – etwa die Kommunikation oder die humanitäre Tradition. Es ist auch die Serie mit den kleinsten Banknoten. Zum Vergleich: Der 1000er-Schein von 1907 war mehr als 1,5-Mal so gross.
Dieser Artikel ist zuerst in der Handelszeitung erschienen.