Neue Zölle der US-Regierung unter Donald Trump «wären negativ für die Schweiz, aber auch für andere Länder». Das sagte Martin Schlegel, Präsident der Schweizerischen Nationalbank, an einem Panel am World Economic Forum (WEF) am Donnerstag in Davos. Schlegel verwies dabei auf den relativ hohen Anteil der schweizerischen Exporte gemessen an der Schweizer Wirtschaftsleistung. In der Schweiz wären laut Experten besonders die Industrien Pharma, Uhren, Maschinenbau und Nahrungsmittel von neuen US-Zöllen betroffen. 

Die Schweiz exportierte im Jahr 2023 Waren im Wert von rund 50 Milliarden Franken in die USA, was einem Anteil von fast 18 Prozent am Gesamtexport entspricht. Damit sind die USA als Land das grösste Exportziel der Schweizer Wirtschaft, der höchste Anteil an Ausfuhren geht allerdings in die Länder der Europäischen Union. Bislang stellte Donald Trump Zölle von 25 Prozent auf Importe aus Mexiko und Kanada in Aussicht und äusserte auch entsprechende Drohungen in Richtung China und Europa.

Goldman Sachs schätzt, dass Zölle von 10 Prozent zum Beispiel auf Europa das Bruttosozialprodukt der Eurozone um 1 Prozent und die Gewinne der Firmen um 6 bis 7 Prozent drücken könnten. Seit längerem steht indes ein Freihandelsabkommen zwischen der Schweiz und der USA im Raum. Unter Donald Trump könnte vielleicht ein neuer Anlauf zu einem Handels-Deal gestartet werden.

Schlegel äusserte sich am WEF-Panel überdies zur Inflationsentwicklung in der Schweiz und wie die SNB es schaffte, die Inflation auf ein Niveau von derzeit 0,6 Prozent zu bringen. Im August 2022 lag die Teuerungsrate noch bei 3,5 Prozent, was deutlich über dem SNB-Zielband zwischen 0 und 2 Prozent lag.

«Wir beanspruchen keinen Sieg für uns», sagte Schlegel zum Rückgang der Inflation in der Schweiz. Er erklärte, dass die Schweiz hauptsächlich von importierter Inflation betroffen war. Die SNB habe daher grosse Mengen an ausländischen Devisen verkauft, um den Franken aufwerten zu lassen. Die SNB habe dabei schnell gehandelt und sich an ihren Auftrag gehalten, den Schlegel so zitierte: «Preisstabilität, Preisstabilität, Preisstabilität.»

Mit der sinkenden Inflation hat die SNB die Leitzinsen gedrückt. Mit 0,5 Prozent liegen diese in der Schweiz nicht mehr weit weg vom negativen Terrain. Schlegel betonte schon mehrere Male, dass die SNB auch mit Blick auf eine mögliche Aufwertung des Frankens nicht vor einer Rückkehr zu Negativzinsen zurückschrecke. Schlegel wiederholte diese Aussagen am Donnerstag am WEF.

«Niemand in der Schweiz mag Negativzinsen, auch die SNB nicht», so Schlegel. Aber als Zentralbank könne man nie irgendwelche Massnahmen ausschliessen. Die SNB setzte Negativzinsen fast acht Jahre ein. Erst im September 2022 drehten die Zinsen wieder ins Positive.

Daniel Hügli
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