Die Schweizerische Nationalbank (SNB) führt die jüngste Aufwertung des Frankens vor allem auf die politischen Unsicherheiten in Europa zurück. Auch die Unsicherheit über die weitere Inflationsentwicklung bleibe deswegen erhöht, sagte SNB-Präsident Thomas Jordan am Donnerstag auf einer Medienkonferenz. Die Entwicklungen im EU-Raum seien für die Schweiz sehr wichtig, so Jordan. 

Der Franken sei derzeit stärker als an der letzten geldpolitischen Lagebeurteilung, so Jordan. Es bestehe aber kein Anlass, den Wechselkurs zu "qualifizieren". Die SNB berücksichtige den Wechselkurs des Frankens für die Inflationsprognose. Das Hauptinstrument für die Geldpolitik bleibe aber der Leitzins, so Jordan weiter. 

«Wir werden die Lage deshalb weiter genau beobachten und mit unseren geldpolitischen Massnahmen sicherstellen, dass die Inflation mittelfristig nachhaltig im Bereich der Preisstabilität bleibt.» Die Notenbank hatte zuvor wegen des nochmals gesunkenen Inflationsdrucks ihren Leitzins das zweite mal in Folge um 0,25 Prozentpunkte auf 1,25 Prozent gesenkt.

Der Franken hatte sich gegen den Euro von Jahresbeginn bis Ende Mai überraschend bis auf 0,9929 abgewertet. Die Europawahl 2024 vor eineinhalb Wochen verstärkten aber den Gegentrend. Frankereichs Präsident Emmanuel Macron hatte nach der Wahl kurzfristig eine vorgezogene Neuwahl des Parlaments angeordnet, nachdem sein Bündnis von RN klar geschlagen wurde. Frankreichs Finanzminister Bruno Le Maire warnte, die zweitgrösste Volkswirtschaft der Euro-Zone könne in eine Finanzkrise schlittern, sollten die extremen Parteien die Wahlen am 30. Juni und 7. Juli gewinnen.

Schon zuvor, in der letzten Mai-Woche, sorgte eine Aussage von Jordan zu einer Franken-Aufwertung. An einer Konferenz im südkoreanischen Seoul sagte er: Sollte sich ein Aufwärtsrisiko für die Inflation in der Schweiz materialisieren, würde es höchstwahrscheinlich von einem schwächeren Franken begleitet werden, dem die SNB mit Fremdwährungsverkäufen entgegenwirken könnte. 

Der Franken notierte zum Euro zuletzt wieder unter der Marke von 0,95 Rappen.

(cash/Reuters)