Der SNB-Leitzins werde um 0,5 Prozentpunkte auf 1,0 Prozent angehoben, wie die Währungshüter am Donnerstag mitteilten. Gleichzeitig signalisierte die SNB, dass weitere Zinserhöhungen nötig sein könnten, um mittelfristig Preisstabilität zu gewährleisten. Um für angemessene monetäre Bedingungen zu sorgen, will die SNB zudem bei Bedarf am Devisenmarkt intervenieren.
Der neue Leitzins gilt ab Freitag, 16. Dezember 2022.
SNB-Präsident Thomas Jordan ging bei der letzten Zinssitzung in diesem Jahr weniger forsch vor als zuletzt im September, als sie sich mit einem Rekord-Zinsschritt von den Negativzinsen verabschiedet hatten. Auch die US-Notenbank Fed hatte am Mittwoch ihr Zinserhöhungstempo gedrosselt, allerdings erklärt, dass sie sich im Kampf gegen die Inflation noch längst nicht am Ziel sieht. Die Europäische Zentralbank (EZB), deren Zinsentscheidung um 14.15 Uhr erwartet wird, dürfte aus Sicht vieler Experten wohl ebenfalls auf eine weniger aggressive Gangart umschalten.
Von Reuters im Vorfeld der vierteljährlichen geldpolitischen Lagebeurteilung der SNB befragte Ökonomen hatten mehrheitlich eine Zinserhöhung um 0,5 Prozentpunkte prognostiziert.
Inflation weiter in Thema
Der Druck auf das dreiköpfige SNB-Direktorium, sich der Inflation entgegenzustemmen, hatte zuletzt abgenommen. Die im internationalen Vergleich noch immer moderate Teuerung in der Schweiz ist in den letzten Monaten etwas zurückgegangen. Mit 3,0 Prozent im Jahresabstand im November liegt sie aber immer noch deutlich über dem von der Notenbank angepeilten Zielbereich von null bis zwei Prozent.
Die SNB geht vorerst von einem erhöhten Teuerungsniveau aus. Wie bereits im September rechnet sie im kommenden Jahr mit einer Inflation von 2,4 Prozent. 2024 wird dann mit 1,8 (bislang: 1,7) Prozent ein Rückgang in die angestrebte Zielspanne erwartet. Im laufenden Jahr dürften die Verbraucherpreise um 2,9 (bislang: 3,0) Prozent steigen.
Die SNB rechnet im kommenden Jahr mit einer deutlichen Wachstumsabschwächung in der Schweiz. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) dürfte noch um rund 0,5 Prozent steigen nach prognostiziert rund zwei Prozent 2022. Konjunkturbremsend würden die schwächere Nachfrage aus dem Ausland und die hohen Energiepreise wirken, wie es hiess.
(Reuters/cash)
2 Kommentare
Zitat WELT vom 2.11.22: „Angesichts der Energiekrise können viele Unternehmen ihre Rechnungen nicht mehr begleichen. Der Waren-Kreditversicherer Atradius meldet einen deutlichen Anstieg der Überfälligkeitsmeldungen – und beobachtet ähnliche Effekte wie 2008.“
Leitzinsanpassungen waren ursprünglich das Mittel gegen eine überhitzte Konjunktur. Nicht so heute. Die Nationalbank reagiert auf eine Teuerungswelle, welche nicht konjunkturbedingt ist, sondern durch COVID und vor allem durch den Ukrainekrieg ausgelöst wurde.
Die Wirtschaftsaussichten gehen auch ohne Leitzinsanpassung schon von einer möglichen Rezession, im besten Fall aber von einem Nullwachstum aus.
So sind z.B. die enorm gestiegenen Energiepreise für das Volk ohnehin schon schwer zu verkraften. Die Folgen werden Pleiten und Arbeitslosigkeit sein.
Jetzt schürt die Nationalbank auch noch zusätzlich diese Teuerungswelle, Hypotheken und Kredite verteuern sich dramatisch. Mit unverständlich, dass man solches zulässt.
Einmal mehr wird das Volk diesen Entscheid ausbaden!
Untersee 365
Gratulation sehr gute Analyse!
Arbeitslosigkeit sehe ich momentan noch nicht so dramatisch, Facharbeiter- Mangel im Gewerbe & Industrie.
Die tiefen Hypothekarzinsen haben bestimmt die Konjunktur beflügelt, der Liegenschaften- Markt wurde aber überhitzt.
Während der Teuerungswelle im Liegenschaften- Markt wurden durch die Banken auch Spekulations-Gewinne finanziert und nicht nur geleistete Mehrwerte durch Arbeit. Dies könnte in den kommenden Jahren zu einer Korrektur im Immobilien- Sektor führen. Die Realität werden wir in Zukunft erfahren!