Die Notenbank erhöhte den SNB-Leitzins am Donnerstag um 0,25 Prozentpunkte auf 1,75 Prozent. Es war die fünfte Zinserhöhung in Folge. Im Sommer 2022 hat die SNB die Zinsschraube mit einem Schritt um einen halben Prozentpunkt erstmals seit fünfzehn Jahren wieder angezogen und seither mit weiteren Zinserhöhungen nachgelegt. Der Konsensus der Ökonomen ging von einem Zinsschritt um 25 Basispunkte aus. 

Den aktuellen Zinsschritt begründet Thomas Jordan, Präsident der SNB, mit der nach wie vor über dem Zielbereich liegenden Inflationsrate. Konkret erwartet die SNB für das dritte Quartal noch eine Inflationsrate von 1,7 Prozent, wie sie am Donnerstag anlässlich der geldpolitischen Lagebeurteilung mitteilte. Das ist deutlich weniger als bei der letzten Beurteilung im März. Danach werde die Teuerung aber im vierten Quartal wieder auf 2,0 Prozent ansteigen und bis Anfang 2026 über der 2-Prozent-Marke verharren, so die Prognose.

Die Teuerung dürfte gemäss Prognose der Nationalbank im Schnitt 2023 und 2024 bei 2,2 Prozent liegen und sich 2025 minim auf 2,1 Prozent zurückbilden. Damit liegt sie allerdings immer noch über dem Zielband. Die Zentralbank peilt für die Preisstabilität einen Zielbereich von null bis zwei Prozent an. Zuvor war die SNB für das laufende Jahr von 2,6 Prozent Inflation ausgegangen, gefolgt von jeweils 2 Prozent Teuerung in den beiden Folgejahren.

Das SNB-Direktorium schliesst deshalb auch nicht aus, dass zusätzliche Zinserhöhungen nötig sein werden, um die Preisstabilität auf mittlere Frist zu gewährleisten. "Um für angemessene monetäre Bedingungen zu sorgen, ist die National zudem weiterhin bereit, bei Bedarf am Devisenmarkt aktiv zu sein. Im gegenwärtigen Umfeld stehen dabei Devisenverkäufe im Vordergrund. 

Vor allem die Sorge über einen breit abgestützten Preisauftrieb treibt die Währungshüter weiter um. Dabei erweist sich gerade die Kerninflation als Problem, da diese hartnäckig hoch bleibt. Im Vergleich zu den USA oder der Eurozone ist die Inflation in der Schweiz aber immer noch verhältnismässig tief.

Im Bezug auf die Inflation und Konjunktur hat sich der Fokus der Schweizer Währungshüter trotzdem leicht verschoben. Während beim letzten Zinsentscheid die Inflation das zentrale Thema war, verweist die Nationalbank nun auf die Konjunkturschwäche. Sie erwartet, dass die Wachstumsaussichten für die Weltwirtschaft über die kommenden Quartale verhalten bleibt und schliesst gewisse Rezessionsrisiken nicht aus.

Die SNB sieht für die Schweiz nun ein bescheidenes Wachstum, obwohl das BIP im ersten Quartal erfreulich stark zugelegt hat und erwartet für 2023 ein Wachstum von 1 Prozent. Die Arbeitslosigkeit dürfte in diesem Umfeld vermutlich leicht ansteigen und die Auslastung der Produktionskapazitäten etwas zurückgehen. 

Im Ausland haben die wichtigsten Notenbanken zuletzt unterschiedliche Entscheide getroffen. Während die US-Notenbank Fed letzte Woche zumindest vorübergehend eine Pause eingelegt hat, hat die Europäische Zentralbank ihre Leitzinsen um weitere 25 Basispunkte erhöht.

Thomas Daniel Marti
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