Für viele Anlegerinnen und Anleger ist der Gradmesser für die Entwicklung an der hiesigen Börse der Swiss Market Index (SMI). An den US-Börsen richtet sich der Blick auf den Indexstand des Dow Jones Industrial Average. 

Die Strahlkraft der beiden Leitindizes SMI und Dow Jones hat in letzter Zeit aber nachgelassen. Der Grund ist die Zusammensetzung dieser zwei Indizes im Vergleich zu den aufstrebenden Börsenbarometern Swiss Leaders Index (SLI) respektive S&P 500 Index. 

Schweizer Schwergewichte können den SMI komplett ausbremsen

Der Swiss Market Index (SMI) ist ebenso wie der S&P 500 Index ein marktgewichteter Index. Der S&P 500 Index umfasst die 500 grössten US-Unternehmen nach Börsenkapitalisierung, der SMI die 20 Schweizer Pendants. 

Beim SMI machen Nestlé, Novartis und Roche etwas mehr als 45 Prozent der Marktkapitalisierung aus. Für den vermeintlichen Schweizer Leitindex bedeutet dies: Gehen die Kurse dieser drei Unternehmen nach unten oder seitwärts, so fällt die Bilanz des SMI medioker aus. 

Dabei können alle anderen 17 Titel überdurchschnittliche Kursavancen aufweisen, trotzdem kommt der SMI nicht vom Fleck. Das hat sich 2024 exemplarisch gezeigt. Basierend auf Daten der Nachrichtenagentur Bloomberg haben alleine die Kursverluste von Nestlé den SMI 618 Indexpunkte oder umgerechnet 5 Prozent Performance gekostet.

Der Swiss Market Index hat 2024 eine Kursperformance von 3,8 Prozent erzielt. Hätte Nestlé das letzte Jahr unverändert abgeschlossen, so würde der SMI mit einer Performance von rund 9,3 Prozent deutlich besser dastehen.

Die zwei anderen Schwergewichte Roche mit einem positiven Index-Betrag von 14 Punkten und Novartis mit einem negativen von 73 Punkten haben sich mehr oder weniger neutralisiert. Dies zeigt wiederum, wie stark sich die restlichen 17 SMI-Titel entwickelt haben und somit zum leichten Indexanstieg beigetragen haben.

Durch das schwache Abschneiden von Nestlé ist zwar die Gewichtung der drei Schwergewichte Nestlé, Roche und Novartis von mehr als 51 Prozent auf 45 Prozent im SMI gesunken. Für Investierende ist es aber nach wie vor problematisch, sich an einem dermassen konzentrierten Index zu orientieren.

Das liegt auch an den in Franken hohen Marktkapitalisierungen von Nestlé (198 Milliarden Franken), Novartis (220 Milliarden Franken) und Roche (198 Milliarden Franken) im Vergleich zu den Leichtgewichten Logitech (aktuell rund 12,7 Milliarden Franken), Geberit (18,2 Milliarden Franken) oder Swiss Life (20,1 Milliarden Franken). Diese kleineren Titel müssten über die kommenden Jahre enorm hohe und somit praktisch unrealistische Kursavancen aufweisen, damit das Gewicht der drei Schwergewichte im SMI reduziert wird und das Ganze ausgeglichener und somit repräsentativer wäre. 

Der Swiss Leaders Index ist wesentlich aussagekräftiger

Anlegerinnen und Anleger, welche sich ein ausgewogeneres Bild vom hiesigen Markt machen wollen, sind deshalb gut beraten, sich zukünftig stärker am Swiss Leaders Index (SLI) zu orientieren. 

Der SLI setzt sich aus den zwanzig Aktien des SMI und den zehn grössten Werten des SMI Mid Index (SMIM) zusammen. Der SMIM enthält die dreissig grösstkapitalisierten Mid Caps, die nicht im Blue-Chip-Index SMI enthalten sind.

Der SLI enthält damit die dreissig liquidesten und grössten Valoren des Schweizer Aktienmarktes. Der grosse Unterschied besteht dabei in der Gewichtung. Im Gegensatz zum SMI werden beim SLI die Gewichtungen nach oben begrenzt. Die vier grössten Titel werden bei jeweils 9 Prozent gekappt, so dass kein hohes Klumpenrisiko wie im SMI entstehen kann. Dies führt entsprechend zu einer besseren Diversifikation. 

Ein Blick auf den Gesamtertrag inklusive Dividenden - sogenannter Total Return -  spricht denn auch Bände. Im letzten Jahr betrug der Gesamtertrag des SLI plus 11,8 Prozent, während der SMI nur mit 7,1 Prozent abschnitt. Und auch über fünf Jahre hat der SLI (+35,2 Prozent) gegenüber dem SMI (+26,2 Prozent) die Nase vorne.

Preisgewichtung lastet schwer auf dem Dow Jones

Am US-Markt zeigt sich im Dezember ebenfalls, weshalb der Dow Jones Industrial Average nicht mehr der Leitindex ist, der er einmal war. Der Dow Jones beendete den Monat Dezember mit einem Minus von 5,3 Prozent. Das ist ein deutlich stärkerer Rückgang als beim S&P 500 Index, der den Monat mit einem Minus von 2,5 Prozent beendete. 

Ein Grund, weshalb es mit dem Dow Jones nicht noch weiter nach unten ging, ist dem guten Abschneiden einiger Technologieunternehmen geschuldet. Apple legte im Monatsverlauf um 4 Prozent zu und Amazon um 3 Prozent. Beide Valoren trugen sowohl im Dow Jones als auch im S&P 500 Index positiv zum Index-Punktestand bei. Da Alphabet (+10 Prozent) und Tesla (+16 Prozent) im Dow Jones fehlen, wirkte sich dies nachteilig auf dessen Indexentwicklung im Vergleich zum S&P 500 Index aus.

«Technologieunternehmen haben die Märkte wirklich nach oben getrieben. Und der Dow ist kein technologiebasierter Index», erklärte Steve Sosnick, Chefstratege von Interactive Brokers, gegenüber MarketWatch. 

Die kleine Technologiegewichtung ist allerdings nur ein Punkt. Darüber hinaus ist der Dow Jones ein preisgewichteter Index, was ihn von den nach Marktkapitalisierung gewichteten Indizes S&P 500 oder Nasdaq 100 unterscheidet. Das bedeutet: Aktien mit höheren Kursen beeinflussen den Index stärker als Aktien mit niedrigeren Kursen. Im Dezember hatte zum Beispiel der monatliche Gewinn von Apple (Aktienkurs: 245 Dollar) weniger Gewicht als der monatliche Kursverlust von Microsofts (Aktienkurs: 432 Dollar).

Diese preisgewichtete Struktur führt deshalb zu einer gewissen Zufälligkeit in der Entwicklung des Dow Jones, erklärt Sosnick von Interactive Brokers weiter. Dies, weil bestimmte Unternehmen mit einem hohen Aktienkurs einen übergrossen Einfluss auf den Durchschnitt haben. 

Besonders fällt das Unternehmen UnitedHealth (Aktienkurs: 525 Dollar) auf, welches den zweithöchsten Aktienkurs aller im Dow Jones vertretenen Firmen hat. UnitedHealth verloren im letzten Monat mehr als 20 Prozent an Wert. Andere Bluechip-Aktien mit einem ebenfalls hohen Aktienkurs wie Caterpillar, Home Depot und Sherwin-Williams verzeichneten ebenfalls deutliche Verluste.

Thomas Daniel Marti
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